Bentz, Hans G(eorg)
BIOGRAPHIE:
* 05.09. 1902 in Berlin
+ 31.12.1968 in Prien am Chiemsee
Hans G. Bentz stammte aus einer traditionsreichen großbürgerlichen
Familie und begann seine
journalistische Karriere war nach dem Abitur als Volontär bei der
"Vossischen Zeitung". Er wurde im Alter von 27 Jahren stellvertretender
Chefredakteur der
"Berliner Morgenpost", verlor diesen Posten allerdings 1933/34 durch
den Einfluss der nationalsozialistischen Machthaber und musste in der
Lokalredaktion arbeiten.
Nach 1945
hatte Bentz sich in der Nähe von Mittenwald in Bayern niedergelassen
und arbeitete neben seiner Tätigkeit als Journalist an führender
Position in der Gruppe "Turicum" (bzw "T-Unit") mit, deren Anfänge bis ins
Berlin der dreißiger Jahre zurückreichten und zu deren früheren
Mitgliedern die Filmschaffenden Robert Siodmak und Jochen Huth gehört
hatten. Als Vertreter der erklärtermaßen antifaschistischen Gruppe
wurde er von der amerikanischen Besatzern als Informationslieferant
engagiert und baute mit amerikanischer Unterstützung in München ein
Informationsnetzwerk auf, das sich besonders mit den Aktivitäten der
soeben gegründeten CSU befasste.
Der SPIEGEL fasste das so zusammen: "Die amerikanischen Verbündeten (...) ließen
den "Turicum"-Initiator samt Ehefrau Anne-Marie von Mittenwald nach
München umsiedeln, requirierten der Bentz-Truppe im Stadtteil Solln
ein stattliches Haus in der damaligen Waldstraße 9, bewilligten
Fahrzeuge, Sprit und Sonderrationen -- und ließen H. W. Berett, wie
sich Bentz auch nannte, und seine Gefolgsleute zu Papier bringen,
was immer sie im Nachkriegsbayern aufschnappen konnten."
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14332397.html
Im Mittelpunkt seiner schriftstellerischen Arbeit, die Bentz nach Ende der
Besatzungszeit wieder aufnahm, standen heitere Tier- und
Familiengeschichten. In seinen Familienromanen, die durch ihre
Erzählhaltung einen autobiographischen Ursprung suggerierten, schuf
Bentz eine idealtypische "Romanfamilie", die, genau wie er selbst, am
Chiemsee wohnte.
Die Freundschaft mit dem Chef der
Berliner Mordinspektion, Kriminaldirektor Gennat, inspirierte ihn zu
seinem Helden "Kriminaldirektor Türk", der in den Kriminalromanen auftritt, die
Bentz verfaßte, nachdem er zunächst Erfolg mit
seinen humoristischen Büchern gehabt hatte.
Mit seinen drei Kriminalromanen
SCHNELLER ALS DER TOD, KRIMINALDIREKTOR TÜRKS SCHWERSTER FALL und
DER DICKE UND DIE MAFIA bereicherte er die schmale deutsche Krimiszene
der sechziger Jahren um eine interessante Variante: Er baute mit der
Gestalt des Kriminaldirektors Türk einen "Türken", der, wie
Bentz selbst sagte, in den Zügen ein wenig dem bekannten Berliner
Mordspezialisten Ernst
Gennat (1880-1939) glich,
der aber auch einiges von Rex Stouts Nero Wolfe am Leibe hatte. Gennat lebte während der 20er
Jahre, Nero Wolfe wurde ein Jahrzehnt später erfunden. Die
Synthese der beiden fand in der Gegenwart der damaligen Bundesrepublik
in einer nicht näher bezeichneten westdeutschen Stadt statt.
Im Nachwort von"Kriminaldirektor
Türks schwerster Fall" schrieb Bentz unter dem Titel "Warum ich
jetzt auch Krimis schreibe" eine autobiographische Skizze, auf der
offenbar die meisten späteren Autorennotizen beruhen:
Mein
Lebensziel war von Kindheit an, Schriftstelller zu werden, und ich
wurde darin bestärkt, als ich schon mit fünfzehn Jahren
einige Kurzgeschichten bei einer er größten deutschen
Zeitungen, dem Berliner Tageblatt,
anbrachte.
Das war gegen Ende des ersten
Weltkrieges, doch in der nachfolgenden Inflation verschwand unser
Familienvermögen, so daß ich allen
Schriftstellerträumen entsagen und mich dem verwandten
Journalismus zuwenden mußte. Wie alle ordentlichen Journalisten
begann ich in der Lokalredaktion der Vossischen
Zeitung, die ich,
geschwellt von bereits erworbenem literarischem Ruhm, als
Durchgangsstation betrachtete.
Der Lokalchef stach diese Blase
schon in der ersten Stunde auf: "Soso", sagte er, "schon Literatur im
Tageblatt! Wunderkind, Hm? Na,
dann holen Sie mal zwölf Paar
Würstchen mit Senf und Brötchen. Nachher wird Ihnen unser
Senior, der Kollege Zunk, zeigen, wie man Vereinsnachrichten
zurechtmacht."
So fing es an und dauerte mit
manchem Auf und Ab insgesamt, mehr als dreißig Jahre. Scheinbar
also ein riesiger Umweg, in Wirklichkeit jedoch, wenn ich es jetzt
rückschauend betrachte, unentbehrliche Wegstrecke. Innerhalb
dieser Jahre selbst war ich schriftstellerisch kaum tätig, nur ein
paar Erzählungen in der Vossischen
Zeitung und der Berliner
Illustrirten. Eine der Arbeiten, die ich dort Ende der zwanziger
Jahre
schrieb, behandelte den Untergang von Berlin durch Luftangriff—
Ich möchte diese Journalistenzeit
nicht entbehren, denn sie gab mir einen unvergleichlichen Eindruck in
die Hinter- und Untergründe des Lebens. Der Kriminalismus war
eines der Gebiete, die mich am meisten fesselten, und brachte mir unter
anderem auch die Freundschaft eines ungewöhnlichen und
unvergeßlichen Genies, des Kriminaldirektors Gennat, Chef der
Berliner Mordinspektion.
Mit einem gewaltigen Kuchenpaket
bewaffnet, steuerte ich so oft wie nur möglich sein Büro an,
wo seine liebe dicke Sekretärin, die ich in diesem Buch Lieschen
getauft habe, Kaffee kochte. Dann hockten wir uns zusammen, und er
erzählte aus seinem Erleben. Sein Hobby war - außer den
lateinischen Klassikern, die er fließend im Urtext las - eine
kleine Sammlung der interessantesten in- und ausländischen
Fälle, die er mir eines Tages, als sich die ersten Schatten des
Hitlerreiches über uns senkten, schenkte. Aus ihr stammte die Idee
für meinen ersten Kriminalroman "Schneller als der Tod", in dem
ich den verstorbenen Freund unter dem Namen Türk auftreten
ließ.
Dieses erste Buch, vor allem aber der
vorliegende Roman, ist der Versuch, eine neue Form des deutschen
Kriminalromans zu schaffen, dessen Held keine erfundene Figur, sondern
ein wirklicher Mensch aus einem wahren oder der Wirklichkeit doch sehr
nahen Geschehen ist. Die Anregung dazu gab mir der Erfolg meiner
übrigen Bücher, zum Beispiel "Gute Nacht, Jakob", ein
'Bestseller', "Zwei Töchter auf Pump", "Na so ein Esel". Sie
hatten inzwischen schon Millionenauflagen erreicht, und zwar, wie ich
annehme, nicht zuletzt durch ihre Wirklichkeitsnähe.
Außerdem verzichte ich - ohne die Spannung zu mindern - auf die
üblichen Tricks, eine künstlich zurückgedrängte
Figur um der Überraschung willen plötzlich als Täter zu
präsentieren. Weitere Quellen zur Biographie von H.G. Bentz:
1980 "Die Sauhund' haun wir wieder 'naus" - Die Geheimakten der
US-Militärregierung in Bayern 1945 - 1949 , Teil III, in: Der SPIEGEL,
Heft 49/1980, S 101ff
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14332397.html
1984 Lehrjahre der CSU - Eine Nachkriegspartei im Spiegel vertraulicher
Berichte an die amerikanische Militärregierung, Herausgegeben von
Klaus-Dietmar Henke und Hans Woller, Stuttgart: DVA (SCHRIFTENREIHE DER
VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE NUMMER 48)
Mitarbeit bei der biographischen Recherche: Oliver Buslau
Hans G. Bentz bei WIKIPEDIA http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_G._Bentz
KRIMINALROMANE:
1960 Schneller als der Tod - Roman
einer Mordkommission, Gütersloh: Mohn (1975 Heyne 5232)
1964 Kriminaldirektor Türks
schwerster Fall, Gütersloh: Mohn (1974 Heyne 5102)
1966 Der Dicke und die Mafia,
Gütersloh: Sigbert Mohn
1969 Das fremde Gesicht,
Gütersloh: C. Bertelsmann (1974 Heyne 5072)
ANDERE BÜCHER:
1950 Der Bund der Drei -Hundebuch-,
Gütersloh: Bertelsmann (1978 als Heyne 557)
1951 Hasso - Kleiner Roman eines
Schäferhundes, Gütersloh: Bertelsmann
1955 Hasso : Die Geschichte eines
Schäferhundes / Ill. von Kurt Tessmann Gütersloh : Rufer
Verl. Dein Leseheft 116/120/124/128
1956
Alle lieben Peter -Hunderoman- Gütersloh: Bertelsmann (1979 als
Heyne 725)
1957 Polizeiwagen 220 - eine
Auto-Biographie, Gütersloh: Bertelsmann
1958 Ein Herz und eine Seele - Das
kleine Buch vom Hunde, Wuppertal: Putty (auch Bertelsmann Kleine
Lesebibliothek Nr 22)
1959 Licht von jenseits der Straße
- Der Roman e. grossen Hoffnung, Sigbert Mohn, HC OA (1971 neu
bearbeitete Ausgabe: Bertelsmann)
1959 (als Hrsgb) Unsere Hunde,
unsere Feunde, Gütersloh: Bertelsmann
1960 Alle meine Töchter,
Sigbert Mohn OA
1961 Zwei Töchter auf Pump, Gütersloh: Bertelsmann OA (1979
als Heyne 487)
1961 Alle meine Autos,
München: Ehrenwirth (1980 Heyne 709)
1963 Meine Hunde, wie sie wirklich
sind, Gütersloh: Sigbert Mohn (1971 Heyne 885)
1963 Zwei Töchter und drei
Hunde. Marion von Schröder (1978 als Heyne 494)
1964 Der Bund der Drei, Signum, Taschenbuch 241
1964 Tommy und andere Tiergeschichten, Gütersloh: Sigbert
Mohn (1979 als Goldmann 3730)
1965 Na so ein Esel, Sigbert Mohn (1979 als Heyne 604)
1967 Zwei gegen fünf,
Gütersloh: Sigbert Mohn (1978 als Heyne 950)(1979
Xenos-Taschenbuch)
1966 Alle meine Autos,, Bertelsmann
Lesering
1967 Puck - Roman eines Foxls,
Gütersloh: Sigbert Mohn (1979 als Heyne 831)
1986 Die schönsten
Tiergeschichten, München: Engel
1986 Willi der Igel und andere
Tiergeschichten, München: Engel
1988 Hasso, Puck und Tommy und
andere
Hundegeschichten, München: Egel (offenbar Kompilation)
1993
Heiteres : 4 ungekürzte Romane in einem Band / Horst Biernath ;
Kurt Wilhelm ; Heidi Bronner, Hans G. Bentz, Heyne
Jubiläumsbände ; 50/7
Enthält: Die Leute mit dem Sonnenstich / Alle sagen
Dickerchen / Bentz: Zwei gegen
Fünf / Unser Vater, der Tierarzt
1995 Glücklich und
zufrieden, drei heitere Romane - ungekürzt Heyne-Bücher : 50,
Heyne-Jubiläumsbände ; Nr. 98 (enthält: Drei
Töchter auf Pump)
SONSTIGES:
1959 Tommy : Hans G. Bentz
liest seine Erzählung. Die Geschichte e. treuen Hundes,
Gütersloh : Ariola GmbH (Sprechplatte)
1970 (mit Charly Niessen)
Zwei Töchter auf Pump : Lustspiel mit Musik /Nach Motiven aus d.
gleichnamigen Roman von Hans G. Bentz. Musik u. Gesangstexte von Charly
Niessen. Bühnenbearb.: H. W. Corten. - Frankfurt am Main : S.
Fischer
Übersetzungen
1953 Hans Georg Bentz: Three's company, Der Bund der Drei
<engl.> Translated by Marjorie Deans, E.P. Dutton
1953 Hans Georg Bentz: Three's company, Der Bund der Drei
<engl.> Transl. by Marjorie Deans, London:
Gollancz
1953 Mes Chiens et moi
Trad. de l'allemand par Blaise Briod Paris : Grasset Der Bund der Drei
<franz.> 1954 Dogs are company, translated by Marjorie Deans. New York: E.P. Dutton
1955 Hyvää
yötä, Jaako : Romaani kodonneesta nuoruudesta. [Suomentanut
J. A. Hollo] Porvoo ; Helsinki : W. Södeström Gute Nacht,
Jakob <finn.>
1959 Polizeiwagen 220 : Eine
Autobiographie ; T. 1 gekürzte u. annotierte Ausg. f. d.
Schulgebr. / bes. v. A. van Meer Amsterdam ; Djakarta : W. Versluys
1959 Het licht aan de overkant
[Vert.: M. Coutinho ; L. Coutinho-Frensdorf] 's-Gravenhage :
Nederlandse Boekenclub Licht von jenseits der Straße
<niederländ.>
1961 Twaalf stappen in de
eeuwigheid [Vert.: M. Coutinho] 's-Gravenhage : Nederlandse Bockenclub
Schneller als der Tod <niederländ.>
1963 Goedenacht Gerrit : Een
vrolijke vertelling uit een vervlogen tijd / [Vert.: M. Coutinho.
Tekeningen: G. Ulrich] 's-Gravenhage : Nederlande Boekenclub
Vesta-Bibliotheek Gute Nacht, Jakob <niederländ.>
1967 Polizeiwagen 220 /
Adapted by W. H. Meiklejohn, London ; Glasgow : Blackie & Son Die
moderne Lesereihe : Intermediate
1972 LinkHoe nou, speurder
Türk? Südafrika: Tafelberg Vlg Kriminaldirektor Türks
schwerster Fall <afrikaans> 1972 Speurder Tuerk en die Mafia [Der Dicke und die Mafia.] Uit die Duits vertaal deur Ludwig Visser. Kaapstad :
Tafelberg,
1972.
*** E N D E ***
last update 1-12-2005
last update 17.10.2011
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