Knellwolf,
Ulrich
BIOGRAPHIE:
* 17.8.1942
in Niederbipp/Kt Bern
Ulrich Knellwolf
wuchs in Zürich und Olten auf. Abitur an der Kantonsschule
Solothurn.
Er studierte evangelische Theologie in Basel, Bonn und Zürich. Sei
1969 ist er Pfarrer. 1990 promovierte er zum Dr. theol an der
Universität
Zürich mit einer Arbeit über "Gleichnis und allgemeines
Priestertum.
Zum Verhältnis von Predigtamt und erzählendem Werk bei
Jeremias
Gotthelfs". .
Von 1984 bis 1996
war er Pfarrer an der evangelisch-reformierten Predigerkirche in
Zürich,
danach Mitarbeiter der Stiftung Diakoniewerk Neumünster, Zollikon
bei Zürich. Nach verschiedenen theologischen
Veröffentlichungen
debütierte er literarisch mit seinem Kriminalroman ROMA TERMINI.
DIE WELT urteilte
über "Tod in Sils Maria": "Ulrich Knellwolf weiß durch
spannende,
doppelbödige Geschichten bestens zu unterhalten. Doch haben die
Bücher
dieses geistigen Nachfahren von Chesterton und dem jungen
Dürrenmatt
eine tiefere Dimension: Es geht in ihnen um jene menschliche
Verstrickung,
die mit der Geschichte von Kain und Abel begann."
Und der SPIEGEL (Heft
23/1994) meinte: "Was treibt einen Pastor dazu, einen Intellektuellen
zumal, der mit größtem Ernst von seinem Beruf spricht,
solche
Gemeinheiten unter die Leute zu bringen? Bloße Lust an bösen
Phantasien, sagt Ulrich Knellwolf, sei es nicht. Wohl möglich
also,
daß der Verkaufserfolg, der die Silser Geschichten in den
Spitzenrängen
der Bestenlisten hält, auf einem Mißverständnis beruht.
Der Theologe Knellwolf woll jedenfalls nicht unterhalten, sondern
"zeigen
- wenn auch ein wenig lachend - daß die Welt in Unordnung ist und
bleibt.
Da grüßen
Albert Camus, der Prophet des Absurden, und der große Friedrich
Dürrenmatt
mit seinem keineswegs nur literarisch gemeinten Gesetz, daß eine
Geschichte erst dann zu Ende ist, wenn sie die schlechtmöglichste
Wendung genommen hat. Gott ist dabei für Pfarrer Knellwolf nicht
etwa
tot, ganz im Gegenteil. Im vielgestaltigen Schweizer Protestantismus
vertritt
er die konservative, an Luther orientierte Position, daß Gnade
wichtiger
sei als alle Ethik. Knellwolf bündig: "Daß die Moral in
meinem
Beruf eine zentrale Funktion hat, glaube ich nicht.""
Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13685565.html
Erwin Koch: Der Heiland und sein Kommissar - Über Ulrich Knellwolf, in: SPIEGEL SPECIAL 10/1995
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-9259367.html
Joachim Kronsbein: Der Schuss vom Balkon, SPIEGEL 52/97 (über "Schönes Sechseläuten")
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8849648.html
Ulrich Knellwolf bei WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Knellwolf
Ein Portrait:
Das Böse ist immer
und überall
Alles Elend dieser Welt
geht auf Adam und Eva zurück, oder wenigsten fast. Der
Sündenfall
war scheinbar nicht zu vermeiden, und daß Kain seinen Bruder Abel
erschlug, war bloß die erste Variante eines Urmotivs. Seitdem
reißt
die Kette an Mordgeschichten nicht mehr ab. Das weiß der von
Berufs
wegen eng mit den Gebrechlichkeiten der Welt vertraute Ulrich Knellwolf
und bringt wie kein zweiter die dunklen Seiten der Menschen auf den
Punkt.
Seine Krimis sind in der Schweiz schon lange berühmt und werden es
nun auch in Deutschland. Und da an Rohmaterial kein Mangel herrscht,
dürfte
sich am Erfolg des schreibenden Pfarrers so schnell nichts ändern.
Seine Geschichten stammen aus unterschiedlichen Quellen. Die eine ist
beruflich:
Sein früherer Pfarrbezirk Predigerkirche, im Rotlichtviertel der
nicht
so ehrwürdigen Zürcher Altstadt gelegen, ist Schauplatz des
"Schönen
Sechserläutens".
"Es ist mein täglich
Brot als Pfarrer zu sehen, daß die meisten Lebengeschichten
irgendwann
an Katastrophen vorbeischrammen." Die andere fand er in der Literatur:
"Ich habe bei Georges Simenon mehr über die Sünde erfahren
als
in den theologischen Werken, die ich mir zuführte."
Knellwolf, 1942 geboren
und in Zürich und Olten aufgewachsen, schrieb bereits als
16jähriger
für das "Oltener Tageblatt" und wäre gern Journalist
geworden.
Er entschied sich dann aber für die Theologie, weil er eine
Antwort
auf eine Frage suchte: "Ist das Leben eine schreckliche Veranstaltung
oder
etwas Lohnendes?"
Was ihn faszinierte, waren
die menschlichen Verstrickungen, also Fragen der Moral. "Dann erst wird
das Leben spannend." Zu wenig werde beachtet, daß das Böse
zu
uns gehöre. Mit Ironie und an Dürrenmatt geschult beleuchtet
er die Schattenseiten der menschlichen Existenz und fördert
zutage,
was sonst im Dunkeln bleibt. Denn mit dem Sündenfall als kern
jedes
Kriminalstoffs bleibt für das Paradies kein Platz. Weder im
"Klassentreffen",
wo der Abiturjahrgang 1933 Vergangenheitsbewältigung nach
Schweizer
Art betreibt; noch in "Tod in Sils Maria", wo besonders oft und heftig
gestorben wird: In 13 bitterbösen Geschichten lauern Mord und
Totschlag,
Hinterhalt und Verrat.
Knellwolfs
erzählerische Meisterschaft liegt darin zu zeigen, daß das
Böse
in der Normalität verwurzelt ist und es die kleinen Anlässe
sind,
die sich auf erschreckende Weise zu Katastrophen ausweiten. Sie werfen
die Schatten, die plötzlich das Leben verdunkeln. Dies alles
entwirft
er auf wenigen Seiten, so kurz, so knapp, daß der Leser hin- und
hergerissen ist zwischen Verwirrung und Verwunderung. Es fing doch
alles
so harmlos an.
Seinen ersten Roman
"Roma Termini" schrieb Knellwolf noch als hauptberuflicher Pfarrer. Als
Schauplatz hatte er den Vatikan gewählt, es geht um das
Verhältnis
von Kirche und Macht: Zwischen südamerikanischen Drogenbossen und
tschechischen Waffenhändlern zeigen sich als Dritte im Bunde die
höchsten
kirchlichen Würdenträger.
Seit 1996 hat er sein Amt an der Predigerkirche aufgegeben und arbeitet
als Seelsorger in der Diakonie. Der Stoff an Geschichten, bösen
und
bitterbösen, wird ihm auch dort nicht ausgehen. Darauf kann man
Gift
nehmen.
(Quelle: Fischer-Lesezeichen
(Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt aM), Ausgabe 4/99)
Veröffentlichung mit
freundlicher Genehmigung.
KRIMINALROMANE:
1992 Roma Termini,
Arche OA HC
1993 Tod in Sils
Maria (13 Stories) , Arche OA HC
1995 Klassentreffen,
Arche, OA HC
1997 Schönes
Sechseläuten, Arche, OA HC
1997 Adam, Eva &
Konsorten : sechzehn biblische Kriminalfälle, Zürich:
Jordan-Verl.,
OA
1998 Doktor Luther
trifft Miss Highsmith. 27 Geschichten, Nagel & Kimche, OA, HC
1999 Auftrag in
Tartu, Nagel & Kimche, OA, HC
2001 Den Vögeln
zum Fraß, Nagel & Kimche, OA HC
2004 Sturmwarnungen, Zürich: Nagel & Kimche, OA
2005 Tod in Sils Maria (17 Stories), Zürich: Nagel 6 Kimche (erweiterte Fassung des Titels aus 1993)
ANDERE
BÜCHER
1983 Vier Predigten
zum Lutherjahr 1983 Kirche Zollikon - Zollikon : Kirche Zollikon, OA
[1983]
1986 Zwinglis Nacht
: 2 Hörspiele u. 5 Anspieltexte / Ulrich Knellwolf, Paul
Waldburger
u.a. - Basel: F. Reinhardt
1988 Der Geist öffnet
den Christen den Mund : Predigten an Pfingsten [Zürich] :
[Pfarramt
zu Predigern], OA
1989 Ein roter Teppich
für den Messias : Weihnachtsgeschichten - Zürich : Theol.
Verl.,OA
1989 "Die Musicam
soll man nicht verachten" : Gedanken zum Verhältnis von Glauben
und
Musik Hrsg. von der Stiftung für Abendländische Besinnung
(STAB)
- Stäfa: Gut,
1990 Gleichnis und
allgemeines Priestertum : zum Verhältnis von Predigtamt und
erzählendem
Werk bei Jeremias Gotthelf - Zürich : Theol. Verl.,OA
1997 Andreas Urs
Sommer (Hrsg.) Im Spannungsfeld von Gott und Welt.Beiträge zu
Geschichte
und Gegenwart des Frey-Grynaeischen Instituts, Mit Beiträgen
von
Dagmar Fenner (Paris), Frank A. Faessler (Basel /St. Andrews), Ulrich
Knellwolf
(Zürich), Thomas K. Kuhn (Basel), Jan M Lochman (Basel), Fritz
Nagel
(Basel), Suzanne de Roche (Basel), Martin Anton Schmidt (Basel), Kim P.
Sitzler (Paris), Rudolf Smend (Göttingen), Werner A. Sommer
(Langenthal),
Martin Steinmann (Basel), Frank Vischer (Basel) und Andreas Urs Sommer
(Basel).
1997 Gotthelf -
Augen-Blicke : Beiträge zu Leben und Werk Fotogr.: Gerhard
Schütz
u.a. [Hrsg.-Team: Emil O. Bohnenblust] - Münsingen-Bern
Fischer-Media-Verl.,
2000 Im Taxi nach Bethlehem : Geschichten zur Weihnacht - Berg am Irchel : KiK-Verl.,
2002 Der Zuckerbäcker von Bethlehem : Geschichten zur Weihnacht - Berg am Irchel : KiK-Verl.
2004 In Leiden und Sterben begleiten : kleine Geschichten; ethische Impulse - Zürich : TVZ, Theol. Verl.,
2005 Ein roter Teppich für den Messias : drei kurze Variationen zur Weihnachtsgeschichte- Zürich : TVZ, Theol. Verl.,
FUNK:
1986 Zwinglis Nacht,
Hörspiel
2002 Schlafmittel, DRS, 7 Min (in der Reihe Schreckmümpfeli")
2003 Abendgesellschaft, DRS, 7 Min (in der Reihe Schreckmümpfeli")
SONSTIGES:
2010 Ulrich Knellworlf: Der Doppelmord in der Rue Morgue und der
Selbstmord Adalbert Stifters : über Recht und Theologie in der
Kriminalliteratur
In: Literatur, Recht und Religion : Tagung im Nordkolleg Rendsburg vom
18. bis 20. September 2009 . - Berlin : Lit. - (Rechtsgeschichte und
Rechtsgeschehen ; 11). - 2010, S. 31-43
bei Google Books
2010 Der Krimi - ein Fall für die Religion - Heidi Kronenberg ist im Gespräch mit dem reformierten Theologen und
Krimikenner Adrian Portmann sowie mit Krimiautor und Pfarrer Ulrich
Knellwolf. RADIO DRS, Perspektiven vom Sonntag, 31.1.2010, 08.30 Uhr (30 Minuten)
Download MP 3: http://pod.drs.ch/mp3/perspektiven/perspektiven_201001311300_10114195.mp3
2010 Der Krimi und die Religion, Radio DRS Zwischenhalt, Samstag, 30.1.2010, 18.30 Uhr
Als MP3 hier: http://pod.drs.ch/mp3/zwischenhalt/zwischenhalt_201002011031_10119831.mp3
last update: 20.12.2001
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