BIOGRAPHIE: *  6. Juli 1944 bei Bielefeld

Bernhard Schlink studierte an der Universität Heidelberg und an der Freien Universität Berlin Jura, promovierte 1975 in Heidelberg und habilitierte sich 1981 in Freiburg im Breisgau.

Anschließend lehrte er von 1982 bis 1991 an der Universität Bonn, von 1991 bis 1992 an der Universität Frankfurt am Main und ab 1992 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 1987 bis 2006 war er Richter des Verfassungsgerichtshofs für das Land Nordrhein-Westfalen.

Seinen ersten Roman "Selbs Justiz" um einen rund 70jährigen pensionierten Staatsanwalt und Detektiv mit braungefärbter Vergangenheit schrieb er in Zusammenarbeit mit Walter Popp während eines Freisemesters in Aix-en-Provence. Die Figur griff Bernhard später in den als Alleinautor verfassten Romanen »Selbs Betrug« und »Selbs Mord« wieder auf

Im Berliner "Tagesspiegel" (24.2.1993) schrieb Dorothee Nolte über Schlinks "Selb"-Romane:
"Es sind schwungvoll geschriebene, häufig witzige Romane, die - Ortskundige werden Straßen und Gebäude wiedererkennen - in Mannheim und Umgebung spielen; raffiniert gebaute Geschichten, in denen die politische Aktualität und die deutsche Vergangenheit präsent sind."
Zur Figur des Gerhard Selb meinte Bettina Thienhaus in der Frankfurter Rundschau: (2.12.1989) "Gerhard Selb ist Witwer, lebt grünlinksalternativ anheaucht in Mannheim und hat ein selbstbewußte Gespür für attraktive Frauen jeden Alters. (...) Die Sympathie des Lesers für den bejahrten Detektiv trübt sich indes, wenn herauskommt, daß Selb ein allerdings gründlich reformierter Nazi ist. Das Autorenpaar Bernhard Schlink (Jahrgang 1944) und Walter Popp (Jahrgang 1948) hat mit seinem Ich-Erzähler eine psychologisch fundierte realistische Figur geschaffen."

Für seinen Roman "Die gordische Schleife" erhielt er 1989 den "Glauser"/Autorenpreis deutsche Kriminalliteratur des SYNDIKATES und für "Selbs Betrug" 1993 den Deutschen Krimi-Preis.

Mit seinem Roman "Der Vorleser" schrieb Schlink erstmals außerhalb des Krimi-Genres; es ist die Geschichte eines 15jährigen Jungen, der sich in eine 20 Jahre ältere Frau verliebt. Daß sie eine ehemalige KZ-Aufseherin gewesen ist, erfährt er erst, als sie als Angeklagte in einem Auschwitz-Prozeß wieder auftaucht, den der Junge - mittlerweile Jura-Student - verfolgt

Interview WELTWOCHE
FRAGE: Was bedeutet das Schreiben für Sie?

SCHLINK: Ich schreibe aus demselben Grund, aus dem andere lesen: Man will nicht nur ein Leben leben.

FRAGE: Anders als der Leser kann der Autor wie der liebe Gott machen, was er will.

SCHLINK: Von wegen. Man kommt dabei, wie Gott, rasch an seine Grenzen. Ab einem gewissen Punkt lassen auch erfundene Personen nicht mehr alles mit sich machen.

FRAGE: Ihr erstes Buch war eine Gemeinschaftsarbeit mit einem Kollegen. Brauchten Sie als Erzähler eine Art Hebamme?

SCHLINK: Ich hatte 1986 eine Einladung an die Uni Aix. Walter Popp war dorthin gerade ausgestiegen, und wir wohnten drei Monate zusammen. Beide hatten wir über Krimis viel nachgedacht, auch schon viele gelesen, und so schrieben wir denn einen gemeinsam fertig: »Selbs Justiz«. 

FRAGE: Gerhard Selb ist ein Privatdetektiv, der sich als junger, schneidiger Staatsanwalt zur Nazizeit schuldig gemacht hat, aus dem Staatsdienst ausschied und inzwischen nicht mehr hinnehmen kann, wie ein nach 1945 problemlos gewendeter Kollege und Freund seine Verbrechen vertuscht. Eine sehr Schlinksche Figur, finde ich. In dem Roman fällt der Satz: «Dass die Jahre zwischen 1933 und 1945 vergessen bleiben, ist das Fundament, auf dem unser Staat aufgebaut ist.» – Keine beruhigende Einsicht.

SCHLINK: Aber eine richtige. Das Fundament der BRD ist gelegt und besiegelt im Vergessen. Erst jetzt können wir uns der Vergangenheit erinnern, ohne Angst haben zu müssen, es zu beschädigen.

Bernhard Schlink bei WKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Schlink

FACHBUECHER: (Asuwahl)

FUNK:
1994 Selbs Justiz (Hörspielbearbeitung und Regie: Irene Schuck), BR, 2 Teile, 110 Min
2004 The other man (nach "Der Andere", Hörspielbearbeitung: Mike Harris) BBC Radio 4

FERNSEHEN / FILM:

1991 Der Tod kam als Freund (Fernsehfilm, ZDF, 90 Min) (Drehbuch: Uli Stephan nach Schlink/Popp "Selbs Justiz", Regie: Nico Hofmann)

2008 Der Andere  / The other man (USA, 88 Min, Farbe) (Drehbuch: Richard Eyre und Charles Wood nach der Geschichte "Der Andere" von Bernhard Schlink, Regie: Richard Eyre) EA 1.6.2010 KINO Deutschland

2009 Der Vorleser / The Reader  (USA/Deutschland, 124 Minuten, Farbe) (Drehbuch: David Hara nach dem gleichnamigen Roman von Benrhard Schlink, Regie: Stephen Daldry) EA KINO 29 2. 2009

ÜBERSETZUNGEN: (Auswahl)
1996 Schlink, Bernhard: De voorlezer Vertaald door Gerda Meijerink. - Baarn : Ambo, 1996
1996 Schlink, Bernhard: Le liseur : roman Trad. de l'allemand par Bernard Lortholary. - [Paris] : Gallimard, 1996 Schlink, Bernhard: A voce alta : [romanzo] Trad. e nota di Rolando Zorzi. - [Milano] : Garzanti, 1996
1997 Schlink, Bernhard: Okuyucu = Der Vorleser . Çeviren Cemal Ener. - Cagaloglu, Istanbul : Iletisim, 1997
1997 Schlink, Bernhard: Ho gordios phionkos . Metaphrase Nikos Deleborias. - Athena : Kritike,
1997 Schlink, Bernhard: Ctec : roman  Per.  B. Chlebnikova. - Moskva : Medium
1997 Schlink, Bernhard: Høytleseren : roman . Overs. av Torodd Lien. - Oslo : Gyldendal
1997 Schlink, Bernhard: The reader Transl. from the German by Carol Brown Janeway. - New York : Pantheon Books
1997 Schlink, Bernhard: El lector. Trad. de Joan Parra Contreras. - Barcelona : Ed. Anagrama
1997 Schlink, Bernhard: Högläsaren Övers. av Lars Hansson. - [Stockholm] : Bonnier
1997 Schlink, Bernhard: El lector . Trad. de Carme Gala. - Barcelona : Columna,
1997 Schlink, Bernhard: The reader Transl. from the German by Carol Brown Janeway. - London : Phoenix House
1997 Schlink, Bernhard: Diabazontas ste Channa. Metaphrase Iakobos Koperti. - Athena : Kritike
1997 Schlink, Bernhard: Brouillard sur Mannheim / Bernhard Schlink ; Walter Popp. Trad. de l'allemand par Martin Ziegler et rev. par Olivier Mannoni. - [Paris] : Gallimard,
1998 Schlink, Bernhard: Een web van leugens . Vertaald door Gerda Meijerink. - [Amsterdam] : Anthos, 1999
1998 Schlink, Bernhard: Predcítac . [Z nemeckého orig. prel. Tomás Kafka]. - Praha : Prostor,
1998 Schlink, Bernhard: Lesarinn / Bernhard Schlink. Arthúr Björgvin Bollason þyddi. - Reykjavík : Mál og Menning
1998 Schlink, Bernhard: O leitor. Trad. do  alemão por Fátima Freire de Andrade. - Porto : ASA Literatura, 1998
1998 Schlink, Bernhard: Naar qerî'a / Bernhârd Slînq. Mig-germanît: Rônî Lûbyânîqer. - Tel-Avîv : Zemôra-Bîtan
1998 Schlink, Bernhard: Gordiyon fiyongu = Die gordische Schleife . Çeviren Atilla Dirim. - Cagaloglu, Istanbul : Iletisim
1998 Schlink, Bernhard: Zena kojoj sam citao [Prevela s njemackoga Renata Farkas]. - Zagreb : Algoritam, 1998
1998 Schlink, Bernhard: Apodose dikaiosynes / Bernhard Schlink ; Walter Popp. Metaphrase Iakobos Koperti. - Athena : Kritike
1998 Schlink, Bernhard: O leitor . Trad. de Pedro Süssekind. - Rio de Janeiro, RJ : Ed. Nova Fronteira, 1998
1998 Schlink, Bernhard: Lukija  Suomentanut Oili Suominen. - Porvoo : Söderström

Über Bernhard Schlink:
2000 Möckel, Magret: Erläuterungen zu Bernhard Schlink, Der Vorleser - Hollfeld : Bange, Neuausgabe: 2003

2007 ANNE KÖGLER: BERNHARD SCHLINK  - A LAWYER AND A WRITER. Wissenschaftliche Arbeit (Englisch) als PDF:
http://www.victoria.ac.nz/law/research/Lawyers_as_Writers/Kogler.pdf
2005 Eine Analyse der Scham- und Schuldproblematik in Bernhard Schlinks Der Vorleser, als PDF: http://maikatze.de/grafik/Vorleser.pdf
Inhaltsangabe von "Der Vorleser" bei inhaltsangabe.de
Der Vorleser von Bernhard Schlink - Analyse und Interpretation  bei frustfrei-lernen.de