Arnau,
Frank
PSEUDONYM FÜR: Heinrich Karl Schmitt
BIOGRAPHIE: * 9.3.1894 in
Wien + 11.2.1976 in München
Frank Arnau wurde, wie in er
Interviews
und in seiner Autobiographie behauptete, 1894 in einem Eisenbahnabteil
des Orientexpress auf der Fahrt von Paris nach Konstantinopel geboren.
Er wuchs in der Schweiz und in Frankreich auf, wo sein Vater als
Hotel-Geschäftsführer
arbeitete.
1910 ließ er nach verschiedenen
Internatsaufenthalten und einem vergeblichen Versuch, in Dresden zum
Abitur
zugelassen zu werden, die Schule hinter sich und trampte quer durch
Europa
nach Konstantinopel und wieder zurück, bis er schließlich
als
Barkeeper in einem Wiener Hotel landete.
In Wien begann er auch seine journalistische
Karriere als Berichterstatter für verschiedene deutsche Zeitungen.
Nebenbei studierte er als Gast Physik, Chemie, Recht, Gerichtsmedizin
und
Kriminalpsychologie.
Arnau beherrschte seinerzeit bereits
perfekt das Geschäft eines "Nachrichtenhändlers", das er mit
einem eigenen Pressebüro betrieb. Seine Berichte und
Prominenteninterview
erschienen in zahlreichen deutschen Zeitungen und Zeitschriften.
1920 lebte Arnau in Frankfurt und
arbeitete
als Journalist, Theaterdramaturg und Werbeagent, 1929 siedelte er nach
Berlin über und wurde "Vorstands-Berater" der Daimler Benz AG und
"anderen Unternehmen, die der Deutschen Bank nahestanden". Als
"aufrechter
Antifaschist" (Bernt Engelmann) stand Arnau dem Kommunismus nahe und
beobachtete
mit wachsender Sorge den Aufstieg der Nationalsozialisten.
Er hatte neben seinen tagesjournalistischen
Arbeiten bereits eine Reihe von Romanen zu aktuellen Themen wie dem
Abtreibungsverbot
und der Todesstrafe geschrieben und in seinen Büchern meist die
Früchte
seiner Reportertätigkeit fiktionalisiert.
1933 emigrierte Arnau zunächst
nach Frankreich, von wo aus er mit den Nationalsozialisten in seinem
Roman
DIE BRAUNE PEST abrechnete, 1939 verlegte er sein Exil
schließlich
nach Brasilien.
In Rio de Janeiro wurde er "Berater"
des britischen Botschafters, arbeitete wie schon so oft als
Nachrichtenhändler
und betrieb nebenbei eine kleine grafische Werkstatt und eine
Druckerei.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges galt er deutschen
Industrieunternehmen
als "Südamerika-Spezialist" und vermittelte verschiedene
Industrieansiedlungen
in Brasilien.
1952 kehrte er nach Deutschland
zürürck, arbeitete ein Jahr für den "Stern" und machte
sich
dann wieder als Nachrichtenhändler selbständig. Er schrieb in
den folgenden Jahren zahlreiche Sachbücher und mehr als zwei
Dutzend
Kriminalromane. Arnau profilierte sich als mit seiner Arbeit als
Justizkritiker
und gesellschaftskritischer Journalist. Er demontierte unter anderem im
Mordprozeß Hans Hetzel einen Gerichtsgutachter - und lieferte
damit
die Vorlage für den Roman "Der Fall Arbogast" von Thomas Hettche
(2002)
1974 zog sich Arnau, der bis dahin in
München gelebt hatte, auf seinen Altersruhesitz in Bissone bei
Lugano
zurück. Neben einigen anderen Serienfiguren
entwickelte Arnau in seinen Kriminalromanen die Figur des "Inspektors
Brewer"
von der New Yorker Mordkommission - einen gestandenen "Mordermittler",
an dessen Arbeit Arnau polizeiliche Ermittlungsmethoden darstellen
konnte.
Auch Arnaus andere Hauptfiguren wie der Polizeichef von Tanger "Gaston
Lamont" oder der Berliner "Kriminalrat Reyder" sind verbissene
Polizisten
und Kriminalisten und Arnau verstand es in seinen Romanen stets,
realistisch
wirkende plots zu entwickeln, anhand derer er seine Kenntnis von
Ermittlungsmethoden,
Gerichtsmedizin und Kriminaltaktik einbringen konnte.
In den wenigen Romanen, in denen
Arnau sich heiter gab oder sich an Gesellschaftskomödien
versuchte,
scheiterte er meist.
Arnau war einer der ersten eigenständigen
deutschen Krimiautoren der Nachkriegszeit. Seine Arbeiten sind vom
aufklärerischen
Ansatz mit den Romanen von J.M. Simmel zu vergleichen, wobei Arnau
allerdings
nie Simmels dramaturgische und erzählerische Finesse erreichte.
Seine insgesamt rund 100 Bücher
erschienen - nicht zuletzt wegen Arnaus Geschäftstüchtigkeit
- stets in mehreren Auflagen und Ausgaben, Vor- und Nachdrucken und
erreichten
eine Gesamtauflage von mehr als 3,4 Millionen Exemplaren.
Das Erscheinungsjahr seines letzten
Kriminalromans DAS VERBRANNTE GESICHT, 1968, wurde zugleich mit dem
Erscheinen
von Michael Molsners ...UND DANN HAB ICH GESCHOSSEN zum Geburtsjahr des
"neuen" deutschen Krimis.
Über
Frank Arnau:
Reinhard Jahn: Die Faszination der
Fakten - Der Kriminalschriftsteller Frank Arnau, in: Klugman/Mathews
(Hg):
Schwarze Beute thriller-Magazin 4, rororo2933 (Volltext)
Frank Arnau: Gelebt, geliebt, gehaßt
(Autobiographie) Desch OA
Ulrike Götting in "Der deutsche Kriminalroman zwischen 1945 und 1970" (Marburg: Tectum, 2000) über Frank Arnaus Romane bei Google-Books
Nachruf im SPIEGEL 8/76
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41331174.html
Frank Arnau bei WIKIPEDIA
https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Arnau
KRIMINALROMANE:
IB = mit Inspektor Brewer,
GL = mit Gaston Lamont
KR = mit Kriminalrat Reyder
1929 Der geschlossene Ring , Merlin
Verlag (Neufassung 1957)
1931 Lautlos wie sein Schatten,
Verlag Knaur, Knaur Bücher 47
1933 Männer der Tat (Spionage-Roman)
Steegmann Verlag
1953 Auch sie kannten Felix Umballer,
(Lehning 23) EA
1956 Pekari Nr 7 (IB) (Ullstein
104) EA
1957 Tanger nach Mitternacht (GL)
(Ullstein 142) EA
1957 Verwandlung nach Mitternacht,
Frankfurter Societätsdruckerei
1957 Mordkommission Hollywood (Ullstein
149) EA
1957 Der geschlossene Ring (Neufass)Frankfurter
Societätsdruckerei
1958 Nur tote Zeugen schweigen (IB)(Ullstein
777) EA
1958 Jenseits aller Schranken
(Ullstein 748) EA
1958 Heisses Pflaster Rio (GL) (Ullstein
763) EA
1959 Nur tote Zeugen schweigen (Ullstein
777) EA
1959 Lautlos wie sein Schatten (IB)
(Ullstein 786) EA
1960 Der perfekte Mord, Aktueller
Buchverlag Bad Wörishofen
1960 Der letzte Besucher (IB) (Ullstein
800) EA
1960 Das andere Gesicht (IB) (Ullstein
825) EA
1961 Das Rätsel der Monstranz
(Ullstein 831) EA
1961 Die Dame im Chinchilla (IB)
(Ullstein 849) EA
1962 Heroin AG (IB) (Ullstein 870)
EA
1962 Im Schatten der Sphinx (IB)
(Ullstein 899) EA
1963 Der Mord war ein Regiefehler
(Ullstein 954) EA
1963 Schuss ohne Echo (KR) (Neufass
von "Der perfekte Mord" 1960)
1963 Verwandlung nach Mitternacht
(Heyne 229) EA
1964 Der Mord war ein Regiefehler
(KR)
1965 Mit heulenden Sirenen (IB)
(Ullstein 1081) (EA)
1968 Das verbrannte Gesicht (IB)
(Ullstein 1219) (EA)
1984 Das verschlossene Zimmer (Gemeinschaftsroman
aus dem Jahr 1932 (gem mit Alfred Döblin, Richard Hülsenbeck,
Erich Ebermeyer, Manfred Hausmann, Kurt Heuser, Edlef Koeppen, Gabriele
Tergit, neu herausgegeben von Armin Arnold) Bouvier, Bonn (posthum)
ANDERE
BÜCHER:
1911 Knittl-Psalmen (Gedichte) Kurt
Wiegand Verlag, Berlin
1914 Kain ("Mysterium") Verlag Karl
Konegen, Wien
1916 Kritik, Verlag Kritik, Wien
1919 Die ersten 5 Tage einer
Revolution
(Essay),Verlag Haller,Bern
1920 Graf Tisza, Verlag H. Her,
Berlin
1921 Das Loch in der Luft
(Novellen)
Würzburger Verlagsdruckerei
1921 Zehn Jahre Neues Theater zu
Frankfurt, Voigt&Glauber,
1922 Die Technik des modernen
Dramas,
Universitätsverlag, Würzburg
1923 Umballer (Roman) Verlag
Rundschau,
Frankfurt
1925 Das Signal (Roman),
Südwestdeutscher
Funkverlag, Frankfurt
1925 Der Tod im Äther (Roman)
Brönners Druckerei&Verlag, Frankfurt
1925 Homburger
Frühlingslegenden,
Verlag Kornsand, Frankfurt
1926 Begegnungen (Gedichte)
Privatdruck,
Hauserpresse, Frankfurt
1927 Schüsse in der Nacht
(Roman),
Verlag J.J. Weber, Leipzig
1929 Almanach des Vereins
Frankfurter
Presse, Hauserpresse
1930 Das Antlitz der Macht (Roman),
Goldmann Verlag, Leipzig
1930 Der geschlossene Ring (Roman),
Merlin Verlag,Baden-Baden
1930 Gesetz das tötet (Roman),
Merlin Verlag, Baden-Baden OA
1930 Kämpfer im Dunkel
(Roman),
Goldmann Verlag, Leipzig OA
1931 Die große Mauer (Roman),
Goldmann Verlag, Leipzig
1931 Stahl und Blut (Roman), Merlin
Verlag, Baden-Baden OA
1932 Mann ohne Gegenwart (Roman),
Goldmann Verlag, Leipzig OA
1932 Die Maske des Dr Bruce
(Roman),
Neufeld & Henius, Berlin
1932 Das leere Haus (Roman),
Moment-Verlag,
Berlin
1932 Der Untergang der
Groß-Venor,
Verlag Bischoff, Frankfurt
1934 Die braune Pest (Roman), Vlg
Deutsche Freiheit, Saarbrücken
1944 Die Maske mit den
Silberstreifen,
Hallwag Verlag, Bern
1949 Rue Blanche 7, Tagesspiegel,
Berlin
1956 Der verchrohmte Urwald
(Sachbuch)
Umschau Verlag, Frankfurt
1957 Nackt bis auf die Knochen, Hannover: Lehning-Verlag, Luna Kriminalroman Nr 60
1957 Lexikon der Philatelie, Verlag
Ullstein, Berlin
1959 Panik vor Torschluß,
Pegasus Verlag, Wetzlar
1959 Kunst der
Fälscher,Fälscher
der Kunst, Econ Vlg, Düsseldorf
1960 Brasilia, Stadt aus der
Retorte,
Prestel Verlag, München
1960 Das große Erlebnis
(Roman),
Pegasus Verlag, Wetzlar
1961 Beichte einer verschleierten
Frau, Europa Verlag, Zürich
1962 Das Auge des Gesetzes
(Sachbuch)
Econ Verlag, Düsseldorf
1964 Talente auf Abwegen (Sachbuch)
Verlag Ullstein, Berlin
1964 Warum Menschen töten
(Sachbuch)
Econ Verlag, Düsseldorf
1965 Macht und Geheimnis der Magie
(Sachbuch) Fackelträger Vlg
1965 Jüdische Anekdoten
(Sammlung),
Hyperion Verlag, Freiburg
1965 Der Fall Brühne-Ferbach,
Gestern&Heute Verlag, München
1965 Der Fall Blomert,
Gestern&Heute
Verlag, München
1966 Juwelen aus Papier (Sachbuch),
Schuler Verlag, Stuttgart
1966 Wer nicht glaubt an Wunder,
ist kein Optimist, Hyperion Vlg
1966 Jenseits der Gesetze
(Sachbuch),
Rütten&Löning Vlg, München
1967 Die Straf-Unrechtspflege in
der Bundesrepublik, Desch Verlag
1967 Flucht in den Sex (Sachbuch)
Rütten&Löning, München
1967 Rauschgift - Träume auf
dem Regenbogen, Bucher Verlag, Luzern
1967 Der Fall Senatspräsident
Seiffert, Ullstein Verlag, Berlin
1967 Witze in Braun und Rot
(Sammlung),
Scherz Verlag, Bern
1967 Fernlöstliche Weisheiten
(Sammlung) Hyperion Verlag, München
1968 Menschenraub (Sachbuch) Verlag
Desch, München
1971 Tatmototiv Leidenschaft
(Sachbuch)
Goverts Verlag
1972 Lexikon der Philatelie, Lingen
Verlag, Köln
1972 Gelebt, geliebt, gehaßt
(Autobiographie) Desch OA
1974 Watergate - Der Sumpf
(Sachbuch)
Verlag R.S. Schulz
1974 Schon vor dem Urteil
verurteilt
(Sachbuch), Thesaurus Verlag
1976 Der Fall Jaccoud (Sachbuch),
Verlag R.S. Schulz, OA
Kino/ Film
1931 Täter gesucht (Deutschland/Östereich, Carl Heinz Wolff-Filmproduktion, 70 Min ) (Drehbuch: Rudolph Cartier (als "Rudolf Katscher") und Egon Eis nach einem Roman von FrankArnau, f Regie: Carl Heinz Wolff)
1932 Kampf <Internationaler Titel: Contest>
(Majestic-Film für UFA-Verleih, 87 Min) (Drehbuch: Frank Arnau, Heinz
Gordon, Franz Roswalt und Max Wallner nach einer Story von Bob Stoll,
Regie: Haro von Peski und Erich Schönfelder) Rennfahrer-Drama EA 20
December 1932
SONSTIGES:
Bühnenstücke/Theatertexte:
1917 Die feste Überzeugung
(Komödie), Bühnenvlg Max Pfeffer, Wien
1918 Komödie der Wirklichkeit,
Bühnenverlag Max Pfeffer, Wien
1920 Man weiß es nie,
Bühnenverlag
Max Pfeffer, Wien
1920 Vision (Tragödie)
Blätter
des dt. Schauspielhauses, Hamburg
1920 Exzellenz (Komödie)
Verlag
Ferdinand Wyss, Bern
1921 Der Titan (Schauspiel), Verlag
Oesterheld & Co, Berlin
1922 Pavillon d'amour (Lustspiel)
Bühnenverlag Max Pfeffer, Wien
1924 Das große Erlebnis
(Komödie)
Bühnenverlag Max Pfeffer, Wien
1925 Kittys schlechte
Eigenschaften,
Bühnenverlag Max Pfeffer,Wien
*** E N D E ***
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