Jaeger,
Henry
(eigentlich: Karl-Heinz
Jaeger)
BENUTZT PSEUDONYM:
"Werner Scholl", "Frank Peters" für Kurzkrimis
BIOGRAPHIE:
* 29-06-1927 in
Frankfurt
+ 4.2.2000 in Ascona
Henry Jaeger, Sohn
eines Kupferschmieds, besuchte Volksschule und höhere Schule und wurde
dort wegen "Aufsässigkeit" relegiert. Mit 15 wurde er zum Flakdienst
eingezogen und als Fallschirmjäger eingesetzt. Nach Militärzeit und
Kriegsgefangenschaft besuchte er Abendschulen, arbeitete tagsüber als
Laborant und faßte den Entschluß, Arzt zu werden. Die Umstände aber
verhinderten es - Jaeger rutschte in die Kriminalität ab.
Nach einer Serie
von Raubüberfällen, die er mit anderen beging, wurde er 1955 verhaftet
und 1956 zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Freiburger
Gefängnispfarrer erwirkte für ihn eine Schreiberlaubnis und betraute
ihn mit der redaktionellen Leitung der Gefangenenzeitung.
Noch während seiner
Haftzeit schrieb und veröffentlichte Jaeger seinen ersten Roman DIE
FESTUNG, der auch von der literarischen Kritik der frühen sechziger
Jahre ernsthaft aufgenommen wurde.
1963 wurde Jaeger
schließlich durch einen Gnadenerlaß aus der Haft entlassen und
arbeitete während seiner Bewährungszeit als Volontär bei der
"Frankfurter Rundschau".
In den nächsten
Jahren schrieb er eine Reihe weiterer zeitkritischer Romane, die jedoch
niemals wieder die gleiche positive Resonanz bei der Kritik erzielten
wie sein Erstling. Zunehmend registrierte man in Jaegers Werk
thematische und stilistische Stagnation und ein Abgleiten in triviale
und populäre Muster.
Neben seinen
Romanen veröffentlichte Jaeger, der mittlerweile im schweizerischen
Ascona lebte, auch eine Reihe von Kurzkrimi-Sammlungen, deren einzelne
Geschichten in den folgenden Jahren unter wechselnden Pseudonymen immer
wieder in Publikumszeitschriften nachgedruckt wurden.
Henry Jaegers
Stärken waren die genauen Beobachtungen im Gauner- und Ganovenmilieu,
seine häufig in Rollenprosa gestalteten Texte spiegelten sein gutes
sprachliches Einfühlungsvermögen in diese Gruppe wieder. Auch in seinen
durchweg einfach gebauten Kriminalstorys ließ Jaeger sich
nicht auf die für dieses Genre typische Denunzierung seiner kriminellen
Hauptfiguren sein, sondern erzählte auch hier meist humoristisch.
In einem Nachruf
von Willi Winkler in der Süddeutschen Zeitung (vom 8.2.2000) hieß es:
"Amerikanisch aber
war sein Sozialbewusstsein, sprachlich anspruchslos und in der Sache
brutal. Er brauchte sich nicht herabzubeugen, die Außenseiter waren
seine Leute, Säufer, Kriegsversehrte, Heimatvertriebene, Kriminelle.
Jaeger wurde schnell berühmt mit seinen frühen Büchern, in zwanzig
Sprachen übersetzt, verfilmt – und konnte nach Ascona in die Schweiz
ziehen. Ein Muster an Resozialisierung, und eine weitere Katastrophe.
Inzwischen war er kein vorzeitiger entlassener Verbrecher mehr, sondern
Schriftsteller, und das konnte er nicht. Sein Verleger betrog ihn, er
konnte sich nicht wehren. Die Empörung über die von früh auf erlittene
Ungerechtigkeit war noch immer da, aber ihm fehlte jedes Talent zum
geläufigen Schreiben. Sein Leben, sein Leiden war erzählt, er hatte
sich aus seinem proletarischen Elend herausgeschrieben, nur mit der
besseren Welt kam er nicht zurecht. Die Kritik, die ihn einmal hymnisch
gefeiert hatte, betreute ihn mit Nachrufen zu Lebzeiten."
Über Henry Jaeger:
1999 Ein Gangster
schreibt sich frei (Feature, HR-Fernsehen, 45 Min) (Autor: Dietrich
Wagner, Redaktion: Esther Shapiro) EA 14.4.1999 ARD
k. m.: Prügel im Kerker? „Die bestrafte Zeit" – Roman und Wirklichkeit
DIE ZEIT, 30.4.1965 Nr. 18 http://www.zeit.de/1965/18/pruegel-im-kerker
Nachruf auf Henry
Jaeger im SPIEGEL
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-15680723.html
Der SPIEGEL 1963
über Henry Jaeger und "Die Festung"
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46172153.html
Henry Jaeger bei
WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Jaeger
KRIMINALROMANE
/ THRILLER:
1962 Die Festung,
Desch Verlag OA HC
1963 Rebellion der
Verlorenen, Desch Verlag, OA HC
1964 Die bestrafte
Zeit, Desch Verlag, OA HC
1966 Das Freudenhaus,
Rütten&Loening, OA HC (Heyne 5013)
1969 Der Club, Droemer
OA HC (Droemer Knaur 259)
1970 Der Drehorgelmann
(Erzählung) Arche Verlag OA HC
1971 Die Schwestern,
Merlin Verlag, OA HA (Heyne 5042)
1975 Nachruf auf
ein Dutzend Gauner, C. Bertelsmann, OA HC
1978 Unter Anklage
(Heyne 5359) OA)
1978 (m Elke Jaeger) Moses
schießt ein Eigentor (Storys)(Heyne 5465)
1982 Amoklauf, Droemer
OA HC
1983 Auch Mörder
haben kleine Schwächen (Storys) (Knaur 1039)OA
1987 Der Nachtportier oder Die Rache des Stellvertreters
(Stories) Niddatal:
BrennGlas-Verl.
1995 Schnee - München:
Herbig, OA HC
ANDERE
BÜCHER:
1966 Jeden Tag Geburtstag
(Erzählungen) Rütten&Loening OA HC
1973 Jakob auf der
Leiter, C.Bertelsmann OA HC (Heyne 5263)
1977 Hellseher wider
Willen, Blanvalet, OA HC (Heyne 5743)
1978 Mensch Gustav,
(Heyne 5328) OA
1978 Der Tod eines
Boxers (Heyne 5418) OA
1979 Ein Mann für
eine Stunde, Langen Müller OA HC (Heyne 5837)
1979 Zwölfmal
Liebe (Erotische Storys) (Heyne 5526) OA
1979 Sexmal Liebe
(Heyne 5612)
1980 Die Menschen
nennen es Liebe (Heyne 5659) OA
1981 Onkel Kalibans
Erben, (Moewig 2120) OA
1986 Kein Erbarmen mit den Männern München: Herbig
1988 Glückauf
Kumpel oder Der große Beschiss, Harmonia Vlg, OA HC
1993 Der Sieger oder weit ist der Weg nach Marathon / Mit sechs
Lithogr. von
Alban Welti. - Ascona: Ascona-Presse, OA
FUNK
2020 (und Martha Ebert) Vom Gauner persönlich, 55 Min, HR, Hörspiel nach der gleichnamigen Inszenierung
mit Texten von Henry Jaeger von Martha Kottwitz des Schauspiel Frankfurt, Funkregie: Miriam Brand
https://archive.vn/HHNDa
FERNSEHEN:
1962 Rebellion
der Verlorenen (dreiteiliger Fernsehfilm, SDR) (Drehbuch: Wolfgang
Menge nach dem gleichnamigen
Roman von Henry Jaeger, Regie: Fritz Umgelter) EA: ARD 30.10.1969
1967 Zuchthaus (
mögl. auch: Die bestrafte Zeit) (Fernsehfilm, NDR,)
(Drehbuch: Claus
Hubalek, nach dem Roman "Die bestrafte Zeit" von Henry Jaeger,
Regie: Rolf
Hädrich)
1983 Hellseher wider
Willen (Vierteiliger Fernsehfilm, Bavaria für WWF, je 46 Min)
(Drehbuch:
Walter Weber, Wilfried Schröder, Hartmut Grund nach dem
gleichnamigen
Roman von Henry Jaeger, Regie: Peter Weck)
1995 Tot auf Halde
(Fernsehfilm, 90 Min, ZDF) (Drehbuch: Frank
Göhre
nach "Glückauf Kumpel oder Der große Beschiß" von
Henry
Jaeger, Regie: Theodor Kotulla) EA 23.1.1995
FILM:
Verfilmungen
1964 Verdammt zur
Sünde (TV-Titel: Die
Festung) (Regie: Alfred Weidenmann, Drehbuch:
Eberhard
Kleindorff, Johanna Sibelius nach dem Roman "Die Festung" von Henry
Jaeger)
Mit Martin Held und Hildegard Knef
1970 Das Freudenhaus
(BRD, Farbe, 92 Mion) (Regie: Alfred Weidenmann, Drehbuch: Alfred
Weidenmann nach einem Roman
von Jaeger) Mit Karin Jacobsen
1973 ...aber Jonny
(Deutschland, 96 Min) (Drehbuch: Alfred Weidenmann und Henry Jaeger,
Regie:
Alfred Weidenmann) KINO EA 2.5.1973
SONSTIGES
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