Pacta sunt servanda
Der Kaffeegenuss ist schon immer ein wichtiger Bestandteil der
Kriminalliteratur gewesen:
Hochgiftige Tröpfchen in tiefschwarzem Mokka, übermüdete Polizisten,
Kaffee schlürfend im Einsatzfahrzeug auf Nachtschicht, finstere Mafiosi
mit Hang zum finsteren Gebräu, konspirative Treffen in der Kaffeebar...
die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen.
Acht der besten deutschen Krimiautoren haben sich exklusiv für dieses
Buch ihre Gedanken zum Thema "Krimi und Koffein" gemacht.
Herausgekommen ist eine mörderisch gute Mischung. Egal, wie die
Zubereitung der einzelnen Kaffees aussieht, wie unterschiedlich die
Temperamente der gemahlenen Bohnen auch ausgefallen sein mögen, ganz
egal, ob feuriger Espresso oder lieblicher Milchkaffee - tödlich sind
sie alle.
Lehnen Sie sich zurück und schmökern Sie. Ganz egal, wo Sie lesen, ob
auf der Couch vor dem Kamin oder im Federbett, gönnen Sie sich dazu
eine Tasse köstlichen Kaffee, denn schlafen können Sie ohnehin nicht.
Natürlich
sagte ich sofort zu, als die Anfrage nach einem Kaffee-Krimi kam. Denn
als eingefleischter Kaffeetrinker (Kenia Blue Mountain, im
Handaufguss) war mir natürlich sofort eine passende Geschichte für
dieses Buch eingefallen.
Es geht um ein gemütliches Kaffeetrunken im Gärtchen hinterm Haus. Es
geht um eine nette alte Dame und einen gewissenlosen Finanzmakler, der
darauf pocht, dass die Verträge, die die alte Dame bie ihm
abgeschlossen hat, allesamt wasserdicht. Oder wie der Jurist zu sagen
pflegt: »Pacta sunt servanda«
Pacta sunt servanda
Story
Von H.P.Karr
"Guten Tag Frau Jakobsen. Sie hatten …"
"Herr Behrend! Das ist nett von Ihnen, dass Sie vorbeikommen."
"Sie hatten meiner Sekretärin gesagt, dass …"
"Kommen Sie doch herein … oder nein, kommen Sie besser hinters
Haus auf die Veranda. Da können wir gemütlich sitzen."
"Frau Jakobsen, meine Sekretärin hat mir ausgerichtet …"
"Setzen Sie sich doch erst einmal. So ein schöner Sommertag,
nicht wahr? Schauen Sie doch nur, die Schmetterlinge bei den Blumen."
"…dass Sie da noch ein paar Fragen wegen unserer Vereinbarung
haben. Ich dachte, das hätte ich Ihnen alles in meinem letzten Brief
deutlich gemacht, Frau Jakobsen. Wir haben da einen Vertrag, wenn Sie
das besser verstehen, Frau Jakobsen. Ich habe meinen Teil eingehalten,
und das selbe sollten Sie jetzt auch tun."
"…"
"Pacta sunt servanda, Frau Jakobsen. Falls Ihnen das was sagt."
"Ja … ja, natürlich, Herr Behrend. Ich … habe gerade Kaffee
gemacht. Möchten Sie ein Tasse?
"Was?"
"Kaffee."
"Ja. Also …"
"Nennt sich 'Schwarzer Tod', aus dem Kaffeeladen, der vor einem
halben Jahr hier aufgemacht hat. Etwas makaber, aber exquisit im
Geschmack … nicht zu vergleichen mit diesen fertig gemahlenen Zeug aus
dem Supermarkt. Zucker?"
"Süßstoff. Zwei Stück. Danke. Also …"
"Die Sammeltassen sind noch von meiner Schwester. Hübsch, nicht
wahr? Hildegard hatte ein Händchen für solche Dinge. Dieser Garten ist
ein richtiges Schmuckstück. Sie hatte den grünen Daumen, das muss man
einfach sagen. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles pflegen soll. Ich
kenne noch nicht mal die Namen von den meisten Pflanzen hier. Und dann
das Haus … es macht doch eine Menge Arbeit und ich bin nicht mehr die
jüngste. Manchmal sage ich mir, dass ich nicht hätte herziehen sollen,
nachdem …"
"Frau Jakobsen, Sie hätten das Erbe Ihrer Schwester ausschlagen
können. Niemand muss ein Erbe antreten. Niemand."
"Ja.. oder nein, natürlich nicht. Aber es war so viel zu
entscheiden, nachdem Hildegard … gestorben war. Die Bestattung. Die
Versicherung. All die Abmeldungen, außer mir hatte sie ja keinen mehr."
....
Die Geschichte dahinter
Die kleine Geschichte nur in Dialogform zu schreiben, war die
zusätzliche Idee, die ich hatte. Und es machte ungeheuren Spaß, alles,
was dort auf der Terrasse passiert, in Dialoge umzusetzen. Natürlich
kam mir dabei meine Erfahrung als Hörspiel-Autor zu gute.
Ralf Kramp (Hg):
Schwarzer Tod - Koffeinhaltige Kurzkrimis
102 Seiten, Taschenbuch + Kaffeedose mit 250 g gemahlenem Kaffee
Hillesheim: KBV-Verlag, 2006
ISBN-10: 3937001719
ISBN-13: 978-3937001715
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