Agentur LUX
Die Krimiserie zur New Economy
Stories aus der Dotcom-Blase
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Eigentlich halten sie sich immer an Recht und Ordnung. Und wenn
nicht, dann gilt als
oberster Leitsatz: »Du darfst dich nur nicht erwischen lassen.«
Die Agentur Lux ist eine
Wirtschaftsdetektei. Anlagebetrug und Anlegerbetrug, dubiose
Geschäftsmodelle
und alles, was mit Geld und der Gier nach Geld zu tun hat - das sind
die Fälle, mit denen es die drei von der Agentur Lux zu tun bekommen.
Ferry Lux eigentlich
Ferdinand Lux. 28 Jahre. Sohn von Moritz, Baron von Lux, Bankier.
Von daher hat Ferry beste Kontakte zur Wirtschaftswelt. Die
Agentur LUX ist Ferrys Kindertraum.
- Rosa, war früher
einmal Taschendiebin beim Zirkus. 22 Jahre. Begabte Schauspielerin mit
Improvisationstalent.
- Win, bzw. Winnie, richtig Winfried. Der
Informationsbeschaffer und Computerfachman, wie er in keinem Team
fehlen darf. Ein Meister bei der Datenbankrecherche und beim Data-Mining.
Die Plots für die Fälle der Agentur Lux lagen auf der Straße -
oder besser: Im Wirtschaftsteil jeder Zeitung. Die EM-TV-Pleite
(»Dreamteam auf der Abschussliste«, Sportler, die von windigen
Anlageberatern über den Tisch gezogen wurden (»Der Duft des Geldes«)
oder die ganz simple Börsen-Abzocke, bei der das Geld
argloser Anleger verbrannt wird (»Geld für Träume«).
Und so fängt alles an:
Agentur LUX
Rosas erster Fall
von H.P. Karr
Sie hatte so zarte Hände, dass
Ferry Lux es kaum spürte, als sie ihm die Brieftasche klaute. Auf der
Trabrennbahn feuerten die Zocker und Zuschauer die Gäule an. Im
Gedränge war sie scheinbar zufällig gegen ihn gestoßen; mittelgroß,
fuchsrotes, kurzes Haar, intensiv blickende dunkelbraune Augen.
»Oh, sorry!« Sie strahlte ihn an.
Er lächelte. »Keine Ursache. Kann ich dich zu etwas einladen?«
Doch da war sie schon auf dem Weg zu dem angegrauten Fünfziger, wegen
dem Ferry eigentlich auf der Trabrennbahn war. Der Mann hieß Ludger
Wischnewski, strahlte die Seriosität eines gestandenen Unternehmers aus
und hatte damit bisher mindestens zwanzig Millionen Euro abgezockt.
Seine Firma in einer Bürosuite am Reinoldiplatz nannte sich
»International Consult« und vermittelte angeblich Risikokapital an
Kleinunternehmen.
* * *
Ferry wartete an der Damentoilette der Rennbahn
auf sie. »Nur eine Sekunde!« Er zog sie von der Tür weg. »Meine
Brieftasche bitte.«
Sie starrte ihn trotzig an. »Bulle?«
Ferry schüttelte den Kopf.
»Du hast es gemerkt?«
Er nickte.
»Dann bist du wirklich gut!« Sie holte Ferrys Sachen heraus. »Nichts für ungut!«
Ferry hielt sie fest. »Wo hast du das gelernt?«
»Zirkus. Ist dann pleite gegangen.« Sie zerrte an seiner Hand. »Was willst du denn noch?«
»Die Sachen, die du dem Kerl nach mir geklaut hast!«
* * *
Sie hieß Rosa - behauptete sie jedenfalls - und sie war stolz auf den
Haufen Bargeld und Kreditkarten, die sie auf der Rennbahn abgeräumt
hatte. Ferry hatte sie zu dem dunklen Van mit den getönten
Seitenscheiben gebracht und ihre Beute vor sich ausgebreitet. Er
fischte Wischnewskis Brieftasche heraus. »Sieh an!«
Rosa beugte sich zu ihm herüber. Er roch ihr Parfüm. Wischnewski war
ein klarer Fall von gespaltener Persönlichkeit, denn laut dem zweiten
Satz Bank- und Kreditkarten und dem zweiten Personalausweis war er auch
noch Klaus Koehler.
»Oh«, sagte Rosa nur. Und: »Was für eine Nummer geht da ab? Willst du was von ihm?«
»Ungefähr200 Millionen.«
* * *
»Agentur Lux« stand auf dem unscheinbaren
Schild am Eingang des unscheinbaren Bürogebäudes. Ferry schob Rosa den
Gang entlang. Ein schmaler Typ mit Pferdeschwanz tippte konzentriert am
Computer. »Das ist Winnie«, sagte Ferry. Winnie hob die Hand ohne vom
Monitor aufzusehen.
»Hallo Winnie«, murmelte Rosa. »Was treibt eure Agentur eigentlich?«
»Spezialaufträge.« Ferry nahm seine Basecap ab. Rosa starrte auf seine Glatze.
»Keine Sorge«, meinte er. »Es ist nicht ansteckend.« Er setzte sich.
»Wir arbeiten für die Industrie und die Wirtschaft. Als Detektive. Wir
sind also die Guten.«
* * *
Als Wischnewski bemerkte, dass seine
Brieftasche verschwunden war, ahnte er, dass sich seine Glückssträhne
dem Ende zuneigte. Das war um so ärgerlicher, als dass bis jetzt alles
ganz ausgezeichnet gelaufen war. Die kleinen Firmeninhaber, die sich
auf seine Zeitungsanzeigen gemeldet hatten, in denen er
Investitionskapitel zu günstigen Konditionen anbot, hinterlegten stets
sehr erfreut den Grundschuldbrief auf ihr Firmengrundstück als
Sicherheit bei ihm. Dann warteten sie auf die Auszahlung des Kredites -
und fielen aus allen Wolken, wenn die »International Consult« sich auf
einmal in Luft auflöste und sich bei ihnen plötzlich Banken meldeten,
bei denen sich Wischnewski gegen die hinterlegten Grundschuldbriefe
Geld geliehen hatte, das er natürlich niemals zurückzuzahlen gedachte.
Diesen Teil des Geschäftes hatte er unter seiner zweiten Identität als
Alfred Koehler abgewickelt - der falsche Ausweis hatte ihn gerade
einmal zweitausend Euro gekostet.
Wischnewski packte in aller Eile Anzüge und Unterwäsche in seine
Reisetasche. Der Flug nach Rom war schon im Internet gebucht und das
Taxi zum Flughafen über sein iPhone bestellt. Jetzt musste er nur noch
die Millionen, die er sich als Koehler ergaunert hatte, von dem Konto
abräumen. Er wollte gerade zum Telefon greifen, als es klingelte.
»Investa-Bank, Schmittke. Herr Koehler?«
Wischnewskis Nackenhaare stellten sich auf.
»Soeben hat jemand per Internet-Banking auf Ihr Konto zuzugreifen
versucht, aber eine falsche PIN eingegeben. War das ein Fehlversuch
Ihrerseits?«
Wischnewski brach der Schweiß aus. Da versuchte jemand, verdammt
schnell aus seinen geklauten Papieren Geld zu machen. »Man hat mir
meine Papiere gestohlen!«, sagte er.
»Verstehe«, sagte der Bankmensch. »Wir werden das Konto sperren!«
»Nein!«, stieß Wischnewski hervor. »Ich möchte, dass sie das Geld auf
ein Konto in Rom überweisen! Ich brauche das Geld dort so bald wie
möglich!« Er hörte, wie der Bankmensch mit jemandem Hintergrund redete.
Dann meinte er: »Dazu müssten Sie sich identifizieren, Herr Koehler.
Geben Sie bitte Ihre PIN über die Telefontastatur ein.«
Wischnewski tippte er die Zahlen ein. »Und eine aktuelle
Transaktionsnummer«, verlangte Schmittke. Wischnewski wühlte sich durch
seine Unterlagen, bis er den Computerausdruck mit den TANs fand und gab
eine Nummer durch. Dann erst konnte er die Kontonummer in Rom
übermitteln.
»Das Geld wird sofort überwiesen«, sagte Schmittke. »Danke für Ihr Vertrauen!«
Wischnewski legte auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
* * *
Ferry Lux legte den Hörer auf. Winnie ließ den
Tonbandmitschnitt der Tonimpulse der beiden Nummern durch einen Scanner
laufen und notierte sich die entschlüsselten Ziffern. Dann machte er
sich daran, eine Online-Verbindung zur »Investa-Bank« aufzubauen und
das Konto von Koehler alias Wischnewski abzuräumen.
Rosa starrte Ferry an. »Das ist kriminell!«
»Wischnewski ist kriminell«, sagte Ferry. »Wenn wir durch dich nicht
seinen falschen Ausweis und seine Papiere bekommen hätten, wären wir
noch monatelang hinter ihm hergewesen, um ihm das Geld abzunehmen, um
das er die drei Firmeninhaber geschädigt hat, die uns beauftragt haben.«
Rosa überlegte, dann sagte sie: »Dann sollten wir mal über meine Erfolgsprämie reden!«
Winnie meldete »Alles klar! Wir haben das Geld!« Dann sah er auf und
schien Rosa zum erstmal wahrzunehmen. »He«, sagte er. »Willkommen im
Team!«
Die Geschichte
dahinter
Die Geschichte der Agentur Lux begann mit
dem Auftrag eines Magazins, das Kriminalstories aus der Welt der
Wirtschaft und des Geldes suchte. Wirtschaftskrise, Dotcom-Blase,
Bankencrash - das sind die großen Szenarien. Anlage- und Anlegerbetrug,
Kursmanipulationen, Industriespionage oder Telefonabzocke - das sind
die anderen Geschichten. Die Geschichten, mit denen sich die drei
Detektive der Wirtschaftsdetektei LUX beschäftigen.
Aufgebaut ist das alles wie eine klassische Krimi-Fernsehserie - mit
drei sympathischen Helden, die für die Schwachen und gegen die Bösen
kämpfen. Und dabei auch schon mal fünfe gerade sein lassen.
Ob Ferry Lux, Rosa und Winnie jemals auf den Bildschirm kommen werden - wer weiß: man soll niemals "nie" sagen.
H.P. Karr:
Agentur LUX
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