Black Indigo

tod
Wieviele Tassen Tee wurden in englischen Kriminalromamen getrunken? Wie oft hat das anregende Getränk die kleinen grauen Zellen von Detektiven und Detektivinnen stimuliert, so dass sie am Ende die richtigen Kombinationen anstellen konnten, um den Täter dingfest zu machen?

Die Hommage an das Leib- und Magengetränk britischer Schnüffler war nur ein Grund für Ralf Kramp vom KBV-Verlag, eine Sammlung mit "Tee-Krimis" herauszugeben. Der andere Grund war der große Erfolg seiner "Kaffee-Krimis", die unter dem Titel "Schwarzer Tod" erschienen waren.

Genau wie die Kaffee-Krimis erschienen die Tee-Krimis in einer ganz besonderen Ausstattung: Zum Buch gab es eine 200-Gramm-Teedose, außen verschönt mit dem Cover des Buches und innen veredelt mit 200 Gramm exquisiten Schwarztee - zum alsbaldigen Genuss gedacht.


doseNatürlich sagte ich sofort zu, als die Anfrage nach einem Tee-Krimi kam. Obwohl ich eingefleischter Kaffeetrinker bin (Kenia Blue Mountain, im Handaufguss).

Denn die Idee mit dem Tee war auch eine Idee einer Story mit viel historischer Patina: Erinnerungen an die siebziger Jahre, hier speziell an die Popmusik (erinnert sich noch jemand an die »Bay City Rollers«?) und an die Jugend in einer typischen Ruhrgebietssiedlung.

Das und noch etwas mehr steht in »Black Indigo«. (Nein, die Teesorte gibt es nicht. Die habe ich erfunden.)




Black Indigo
Story
Von H.P.Karr

Die beiden Steinstufen hinauf, ein Griff nach rechts unter den leeren Blumenübertopf im kleinen Fenster und ich habe den Schlüssel. Nichts hat sich geändert. Die Haustür geht schwer, weil sich das Haus gesenkt hat, Anfang der siebziger, kurz nachdem wir eingezogen waren. Endlich ein eigenes Zimmer für jede von uns.
Zwanzig Quadratmeter, von Ilona mit Postern zutapeziert. Schottenkaros. Bay City Rollers. The Sweet. David Cassidy. Und Mittwochs immer mit dem Cassettenrekorder mitschneiden, bei der "Diskothek im WDR": Shang a Lang, I only wanna be with you.

Das Haus müffelt, zwei Wochen nicht gelüftet. Im Wohnzimmer die dicken Teppiche, die schwere Kombi. Schwarzes Leder. Couchtisch. Und in der Schrankwand zwei Meter Bertelsmann Lesering und was wir damals alles unter der Bettdecke verschlungen haben. Tal der Puppen. Die Liebesmaschine. Angelique. Alles aufgehoben, denn Bücher wirft man ja nicht weg.

Der Streuselkuchen vom Leichenschmaus liegt mir im Magen. Natürlich sind wir bei Kerkhoffs gewesen, hier in der Siedlung geht man nach einer Bestattung zu Kerkhoffs. Die Tische zum Hufeisen gestellt, Streuselkuchen und Kaffee. Oder Tee. Teebeutel und heißes Wasser.


Die Geschichte dahinter
Die Geschichte brachte erst einmal viele Erinnerungen zurück - und bei den Recherchen dann die Erkenntnis, dass auch die die Stars aus Boy Bands älter werden: Die Bay City Rollers etwa damals (1975)


 
und dasselbe 1995:


"
Times are a-changing, nicht wahr?
But Rock 'n Roll will never die!



Ralf Kramp (Hg):
Fünf-Uhr-Tod - Schwarzer Tee und schwarze Geschichten
116 Seiten, Taschenbuch
Hillesheim: KBV-Verlag, 2007
ISBN-10: 3937001964
ISBN-13: 978-3937001968

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