Seit 1985 im Dienst
des Verbrechens:
Das Bochumer Krimi Archiv
Am Anfang war der Mord,
und wie bei jedem Mord
stellte sich sofort danach die Frage nach dem Täter. Am Anfang
waren
die Gründer Bochumer Krimi-Archivs einfache Krimi-Freunde, deren
Regalbretter
sich unter der Last von hunderten von Büchern bogen, in denen es
um
nichts anderes als Mord und Totschlag ging. Der Journalist Reinhard
Jahn
und der Werbetexter Werner Puchalla waren Anfang der 80er Jahre mehr
oder
weniger fest bei einem Bochumer Stadtmagazin beschäftigt, als sie
entdeckten, dass sie beide dieselbe unselige Neigung zur
Kriminalliteratur
hatten. Der Krimi war zu dieser Zeit hierzulande gerade dabei, sich aus
der Gosse der Trivialliteratur zu erheben, in die er im
Nachkriegsdeutschland
viel zu schnell gekehrt worden war. Gerade erst hatte der später
so
genannte "Sozio-Krimi" seine Blütezeit erlebt und langsam setzte
sich
beim lesenden Publikum und der Kritik das Bewusstsein durch, dass
"Krimi"
mehr war als nur Edgar Wallace oder Agatha Christie.
Das war eine
Entwicklung, die
Unterstützung
verdiente - und so wurde am 26. März 1984 das Bochumer Krimi
Archiv
gegründet - exakt am 25. Todestag von Raymond Chandler, dem
Klassiker
der amerikanischen Kriminalliteratur. Die frisch erblühende
deutsche
Krimi-Szene sollte mit Informationen unterstützt werden,
Krimi-Events
waren geplant und den hartgesottenen Fans sollte das gesammelte Wissen
des Krimi-Archivs zur Verfügung gestellt werden.
Als deutliche
Duftmarke
für das neue Selbstbewusstsein des Krimis wurde gleich ein Jahr
nach
der Gründung des Bochumer Krimi Archivs der Deutsche Krimi Preis
ins
Leben gerufen. Eine Jury von Krimikritikern,
Literaturwissenschaftlern,
die sich mit dem Genre befassen, sowie später aus zahlreichen
ausgewählten
Krimibuchhändlern entscheidet seither jeweils im Januar über
die besten deutschsprachigen und internationalen Kriminalromane des
abgelaufenen
Jahres.
Bei seiner
Gründung war der Deutsche
Krimi
Preis der einzige Kritikerpreis des Genres, heute ist er der
älteste
(und - Eigenlob muss sein - der renommierteste). Das Krimi Archiv
organisiert
jeweils die Juryabstimmung und übernimmt die Bekanntgabe der
Preisträger.
Der Deutsche Krimi Preis ist nicht mit einer Geldsumme dotiert, wenn
gelegentlich
Gelder von Sponsoren zur Verfügung standen, wurden den
Preisträger
personalisierte Grafik-Unikate als Urkunden für ihre Taten
verliehen.
Urkunde: Winfried Lux
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Urkunde: ZERO
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Dass mit dem Namen
"Bochumer Krimi-Archiv"
zugleich
eine fatale Abkürzungsgleichheit mit dem BKA in Wiesbaden
entstanden
war, begriffen die Gründer erst, als es schon zu spät war.
Sie
selbst haben das Krimi-Archiv nie als BKA bezeichnet, aber sie konnten
sich natürlich nicht dagegen wehren, dass dies in der Presse oft
so
geschah. Zu allem Unglück fiel dann noch jemandem auf, dass die
Abkürzung
für den Deutschen Krimi Preis einfach
DKP war, was immer wieder
bei
Preisverleihungen zu den Schlagzeilen "BKA verleiht DKP" führte.
Als das Bochumer Krimi
Archiv gegründet
wurde,
trug es seinen Namen noch zurecht, weil einer der Gründer in
Bochum
lebte. Und auch als in den nächsten Jahren durch verschiedene
Umzüge
der Beteiligten in Städte wie Berlin oder Essen ins Spiel kamen,
war
der Name immer noch einigermaßen berechtigt, weil zumindest immer
einer der Drahtzieher seinen Wohnsitz in Bochum hatte. Erst Ende der
achtziger
Jahre verlagerte sich das Krimi-Archiv nach Herne und teilweise nach
Essen
- aber dem Namen nach blieb es das "Bochumer Krimi Archiv". Nicht
zuletzt
deshalb, weil nach einer langjährigen Phase der Irritation seitens
des Presseamtes des Stadt Bochum, der Staatsanwaltschaft Bochum und der
Polizei Bochum inzwischen alle erwähnten Einrichtungen wussten, an
wen sie neugierige Anfrager und Anrufer in Sachen "Bochumer Krimi
Archiv"
weiterverweisen mussten.
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