6. Deutscher Krimi
Preis
1990
National
1. Platz: Peter Zeindler: Der
Schattenagent
(Zsolnay)
Um alles oder
nichts geht es hier, um den Tod zweiter Agenten oder um
deren Überleben, aber noch weit mehr um den Bestand eines Volkes
oder
um dessen schmählichen Untergang. Wenn Peter Zeindler den
Schauplatz
nach Estland verlegt und die vehementen Zeichen des Aufbruchs dieser
baltischen Nation für seine Geschichte nutzt, so führt er den
Leser
mitten in eine brennende Aktualität hinein. (NZZ)
2.
Platz: Yaak Karsunke: Toter Mann
(Rotbuch)
Der unterbeschäftige und überbezahlter Literaturredakteur
eines Berliner Senders gerät durch seine Freundschaft mit der
attraktiven
Boutiquenbesitzerin Vera in ein Gewirr von Korruption,
Gewalttätigkeit und vertuschten Vergangenheiten, das prägend
für das Berliner Milieu ist. Da macht ihm die
Bauunternehmersgattin Birgit unverhohlene Angebote und da wird Vera von
einem ehemaligen Bekannten mit Pornofotos erpresst. Zurück
führt das alles in die Zeit des Kalten Krieges und der
Fluchthilfe, als die Grundsteine für heutige Karrieren gelegt
wurden.
Flott geschrieben und vor allen Dingen in seiner Beobachtung und
Darstellung seines Personals äußerst präzise. Toter Mann skizziert sein
halbseidenes Milieu mit wachem Blick und gut dosiertem Engagement.
(Reinhard Jahn)
3. Platz: Gisbert Haefs:
Schattenschneise
(Goldmann)
Eine Geschichte,
wie sie sich jederzeit in Bonn ereignen könnte: Der Profikiller
mit dem Alias Lingen - der Mann ohne Gesicht - wird mit der Beseitigung
gewisser Amtspersonen beauftragt. Sein Auftraggeber: eine Organisation,
die in erster Linie mit Kokain und Waffenschiebereien befaßt ist.
Deren Auftraggeber: gewisse Ministerialbeamte...
Lingen ist klar, daß dies kein gewöhnlicher Auftrag ist.
Nach Erledigung wird er selbst auf der Abschußliste stehen. Ihm
bleibt nur eine Möglichkeit: aus dem Hintergrund die Fäden zu
ziehen und alle Beteiligten gegeneinander auszuspielen.
International
1. Platz:
Ross Thomas:
Am Rand der Welt
(Out on the rim )
Deutsch von Jürgen Behrens
(Ullstein)
Als Ferdinand Marcos noch das Sagen hatte, waren auf den Philippinen
wunderbare Geschäfte zu machen. Waum also sollte ein
internationales
Wirtschafskonsortium fünf Millionen Dollar ausloben, um die
Regierung
der zwar ehrenwerten, aber auch ehrlichen Corazon Aquino zu
unterstützen? Die Überbringer des Geldes jedenfalls zweifeln
an den
lauteren Absichten ihrer Auftraggeber. Zumal sie eine viel bessere
Verwendung für die Millionen haben.
2. Platz:
James Ellroy:
Blutschatten
(The big nowhere)
Deutsch von
Helmut Grass
(Ullstein)
Hollywood 1950: In der Traumfabrik beginnt die große Hatz auf
Kommunisten und angebliche Sympathisanten. Gleichzeitig schlägt
ein
offenbar irrsinniger Mörder die Stadt in seinen Bann.
"Blutschatten"
ist die Geschichte der Jagd nach dem Killer. Und ein Roman über
drei
gefährliche Männer, ihre Schuld, Verstrickung und letzliche
Erlösung.
2. Platz James
Ellroy: Stiller Schrecken
(Silent Terror)
Deutsch von Rainer Schmidt
(Ullstein)
Marty war ein seltsamer Junge, hochbegabt, blitzgescheit und ungeheuer
eigenbrötlerisch. Wie ungeheuer, sollte sich erst Jahre
später
herausstellen. Und dann wünschten sich alle, sie hätten die
Geschichte
nie erfahren: Marty Plunkett, ein Mörder unterwegs...
3. Platz:
Robert W.
Campbell: Glitzerland
(In La-La-Land we trust)
Deutsch von
Jürgen Bürger
(Bastei-Lübbe)
Walter Cape, ein großer
Mann in
Hollywood, feiert eine
Party, um Geldgeber für eine Pornofilmproduktion zu finden. Zwei
junge Pornofilmdarsteller werden für einen Snuff-Film
umgebracht.
In New-Orleans findet ein Liebespaar einen Kopf.
Und schließlich gerät Privatdetektiv Whistler, als er sich
um eine junge Schauspielerin kümmert, in die ganze Geschichte...
Whistler ist ein Detektiv
ohne Büro und meist ohne Auftrag,
in seine Fälle schlittert er oft nur hinein, weil ihm eine Frau
gefällt. Ist er
in eine Sache verwickelt, lässt er nicht locker, aufrecht watet er
durch eine
Welt von Schmutz. Glitzerland
ist einer von Campbells Hollywood-Romanen,
die Ende der achtziger
Jahre Furore machten. In ihnen geht es um Sex, Gewalt und
Geschäft, damit auch
um Politik. Die Beziehungen derer, die mit härtester Pornografie
ein Vermögen
machen, reichen bis in die „besten“ Kreise. Glitzerland funktioniert wie eine
Maschine, scheinbar unaufhaltsam rollt alles auf die Katastrophe zu,
die "Beseitigung" einer Schauspielerin, die Zeugin eines makabren,
sofort
vertuschten "Unfalls" war. Whistler kann das Rad für einen
Augenblick anhalten,
für diesen einen Fall.
(Wilhelm Roth)
Die
Jury:
Michael Althen (Süddeutsche Zeitung) / Martina I. Kischke
(Frankfurter Rundschau) / Rudi Kost / Alf Mayer (epd) / Wolfgang
Platzeck (WAZ) / Wilhelm Roth (Frankfurter Rundschau) / Jochen Schmidt
(FAZ) / Erhard Schütz / Bettina Thienhaus / Karl Wegmann (taz) /
Jutta Wilkesmann (Krimibuchhandlung "Die Wendeltreppe") / Thomas
Wörtche
Für das Bochumer Krimi.Archiv: Reinhard Jahn und Werner Puchalla
Ehrenpräsident der Jury: Richard K. Flesch
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