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Die
besten Krimis des Jahres
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18. Deutscher Krimi
Preis 2002
National
1.
Platz: Alexander
Heimann: Muttertag
(Cosmos)
Hans
Kammermann, pensionierter Berner Fahnder, gezeichnet von Scheidung
und Herzinfarkt, liebt Spaziergänge an der Aare. Dort trifft er
eines
Tages die aufgelöste Silvia, deren kleiner Sohn spurlos
verschwunden
ist. Kammermann nimmt sich des Falles an. Bei seinen Recherchen
stößt
er auf die unglückliche Margaret Bühler und das Gaunerduo
Kurt und Sam.
Das Schicksal des kleinen Jungen verändert nicht nur Kammermanns
Leben
unwiderruflich.
2. Platz: Friedrich
Ani: Süden und das
Gelöbnis des gefallenen Engels (Knaur)
Zunächst
sieht es so aus, als wäre es für Süden ein Fall wie
viele: Ein
Mann ist verschwunden, und nichts deutet darauf hin, dass man sich
Sorgen machen muss. Der Schuster Maximilian Grauke hat nicht zum ersten
Mal seine Frau ohne Erklärung verlassen. Diesmal jedoch ist alles
anders. Und Süden braucht eine Weile, bis er das Schweigen von
Graukes
Ehefrau und deren Schwester zu deuten weiß. Und die Welt des
Schusters
erscheint plötzlich in einem völlig neuen Licht …
3.
Platz: Jörg
Juretzka: Der Willy ist weg
(Rotbuch)
In Mülheim wird eine berühmte Burger-Kette sabotiert. Ein
reiches
Mädchen auf Drogen kommt in Amsterdam unter die Räder. Und
ein
Millionenerbe wird aus der gleichen Villa entführt, die
Privatdetektiv
Krystof Kryszinski und der Rockergang Stormfuckers
als Heim und
Basislager dient. Stress mit Nazi-Bikern, Zuhältern und
Fast-Food-Philosophie ist angesagt.
International
1.
Platz: Garry Disher:
Drachenmann
(Dragon man)
Deutsch von Peter Friedrich
(Unionsverlag)
Im Peninsula District bei Melbourne, einer Halbinsel, die wie ein
langes Komma ins Meer hinausragt, herrscht kurz vor Weihnachten
Hochbetrieb. Es ist heiß, die Touristensaison hat gerade
angefangen, im
Gerichtsgebäude von Waterloo wird endlich die schon längst
nötige
Klimaanlage eingebaut. Detective Inspector Hal Challis freut sich nicht
besonders auf die Weihnachtstage, alte Wunden werden wieder
aufgerissen, am liebsten würde er sich ganz der Restaurierung
seines
alten Flugzeuges widmen. Dann aber wird eine junge Frau nachts auf dem
Old Peninsula Highway ermordet, kurz darauf geschieht ein zweiter Mord,
ein anonymer Brief kündigt ein drittes Opfer an.
Dishers Drachenmann ist
deshalb ein genialer Wurf, weil er all die kleinen Taten und
Begebenheiten auf fatale Weise miteinander verknüpft, ohne die
Glaubwürdigkeit zu strapazieren. Auch ist Hal Challis -
melancholischer Polizist mit rührender Vorgeschichte, die im
Halbdunkel bleibt - nicht die Hauptfigur des Romans, sondern eher wie
das Auge eines Orkans: Um ihn herum tosen diverse Persönlichkeiten
- Sergeant Ellen Destry, Constable Scobie Sutton, Sergeant Kees von
Alphen, die Streifenpolizisten John Tankard und Pam Murphy. Es sind
dies keine Helden, sondern kunstvolle Charaktere, denen Disher mit
ihren Sorgen und Ängsten, ihren Zielen und Hoffnungen, ihren
Verfehlungen und Leistungen ausreichend Raum gibt, um sich zu
entfalten: Disher erzählt auch von Cops, die sich mit Stoff aus
der Asservatenkammer versorgen oder an einem Tatort Geld mitgehen
lassen. Beschwerden der Bevölkerung gegen willkürliche
Polizeiübergriffe weiten sich gar zu einer regelrechten Kampagne
aus.
Ob der Vielschichtigkeit der Personen und der Handlung, denkt man beim
Lesen an Ed McBain und seine großen Romane um das 87. Revier. Und
wie beim alten Meister muß man auch Dishers Drachenmann bescheinigen: Das Buch
ist mehr als nur ein Kriminalroman - es ist das lebendige Panorama
einer kleinen Welt, die Disher literarisch gekonnt in all ihren
Abgründen auslotet.
(Jan C. Schmidt / kaliber38.de)
2.
Platz: Yasmina Khadra: Herbst
der Chimären
(L'automne des chimère)
Deutsch von Regina
Keil-Sagawe
(Haymon)
Nach 35 Dienstjahren muß Commissaire Llob den Dienst quittieren.
Man
hat entdeckt, daß er auch als Schriftsteller tätig ist.
Seine
Kriminalromane, die unter dem Pseudonym Yasmina Khadra erscheinen,
erregen an höchster Stelle Missfallen. Ihm wird vorgeworfen,
hohe Beamte
anzuschwärzen und das Land in Misskredit zu bringen.
Tatsächlich hatte
Llob in seiner Doppelrolle als Autor und Kommissar einen
Zweifrontenkrieg führen müssen: gegen die Mächtigen im
Land wegen ihrer
korrupten Praktiken und gegen die Fundamentalisten, deren Zielscheibe
er als Intellektueller war.
Der algerische, im Exil in Paris lebende Autor Mohammed Moulessehoul,
der seine Bücher unter dem Pseudonym Yasmina Khadra
veröffentlicht, hat mit der Trilogie Morituri, Doppelweiß und Herbst der Chimären die
politische Situation in Algerien analysiert. Kommissar Llob kämpft
mit dem Mut der Verzweiflung, aber auch niedergedrückt von
Depressionen, gegen Korruption und Gewalt in allen Gruppen der
Gesellschaft. Im dritten Band wird er nach 35 Jahren Polizeidienst
entlassen. Herbst der Chimären
ist das böseste, schwärzeste Buch der Trilogie, eine Reise
durch die Finsternis, durch Krankenhäuser und auf Friedhöfe,
in fast entvölkerte Dörfer und an die Schauplätze der
Morde.
(Wilhelm Roth)
3.
Platz: Dennis Lehane:
Regenzauber
(Prayers for rain)
Deutsch von Andrea Fischer
(Ullstein)
Was ist, wenn ein Fremder Sie auf Schritt und Tritt beobachtet? Wenn er
ihre Post liest, Ihre Telefonate hört, jedes Wort von Ihnen kennt,
selbst wenn Sie es nur Ihren engsten Freund anvertraut haben? Was ist,
wenn er bestens über ihre Gewohnheiten informiert ist? Ihre
Schwächen?
Schlimmer noch, wenn er weiß, was Sie lieben und woran Sie
hängen - und
es Ihnen nimmt. Und sich dann zurücklehnt, um zuzusehen, wie Sie
allmählich vor die Hunde gehen...
Die Jury:
Die
Kritiker: Voker Albers (Hamburger Abendblatt) Andreas Ammer
(ARD) / Sönke Boldt (Badische Neueste Nachrichten) /
Joachim Dörr / Tobias Gohlis (DIE ZEIT) / Günther Grosser
/ Heinz Jakubowski / Martina I. Kischke (Frankfurter Rundschau) /
Herrman Kling / Alf
Mayer
/ Wolfgang Platzeck (WAZ) / Wilhelm Roth (epd-film) / Sylvia Staude
(Frankfurter Rundschau) / Erhard Schütz
(Literaturwissenschaftler) / Willy Theobald /
Jürgen M. Thie / Bettina Thienhaus
(epd-film) / Karl Wegmann (taz) / Thomas Wörtche /
Reinhard Jahn /
Werner Puchalla
Die
Krimibuchhandlungen:
Gabriele Fauser (Krimibuchhandlung "Glatteis", München) Thomas
Przybilka (Krimibuchhandlung "Missing Link", Bonn) / Manfred
Sarrazin
(Krimibuchhandlung "Alibi", Köln) / Krimibuchhandlung
"Hammett", Berlin / Robert Schekulin (Krimibuchhandlung "UFO",
Freiburg) / Juliane Hansen (Krimibuchhandlung "Under-Cover", Stuttgart)
/ Jutta
Wilkesmann (Krimibuchhandlung "Die Wendeltreppe", Frankfurt)
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www.deutscher-krimipreis.de |
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