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Die
besten Krimis des Jahres
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31. Deutscher Krimi
Preis 2015
National
1. Platz: Franz Dobler: Ein Bulle im Zug (Tropen)
Kriminalhauptkommissar Fallner hat bei einem Einsatz einen jungen
Kriminellen erschossen. Jetzt ist er dienstunfähig. Fallner nimmt den
Rat seiner Therapeutin an und verwirklicht seinen Jugendtraum: Mit
einer Bahncard100 so lange Zug fahren, wie er Lust hat. Auf die Tour
will er auch endlich den toten Jungen aus dem Kopf kriegen.
Dobler hat unfassbare gute Augen und Ohren für den Irrwitz, die
furchtbare Komik und den Wahnsinn nicht nur des gesellschaftlichen
Pandämoniums, das in Zügen unterwegs ist - deswegen gehört »Ein Bulle
im Zug« zu den Klassikern der Zugreiseliteratur von Patricia Highsmith
bis H.R.F. Keating. Dobler erlauscht, kommentiert, parodiert,
persifliert den ideologischen Müll, die gesundbetenden Phrasen und
Einstellungen, die unseren Alltag so unerquicklich machen. (..)
Ach, das Wichtigste wollen wir nicht vergessen: »Ein Bulle im Zug« ist
ein kompletter, richtig guter Kriminalroman.
(Thomas Wörtche)
2. Platz: Oliver Bottini: Ein paar Tage Licht (Dumont)
In Algerien wird ein deutscher
Rüstungsmanager entführt, angeblich von islamistischen Terroristen.
Doch für BKA-Mann Ralf Eley passen zu viele Puzzlestücke nicht
zusammen. Also ermittelt er diskret, mithilfe der algerischen
Untersuchungsrichterin Amel, seiner heimlichen Geliebten. Bald wird
klar, dass es um viel mehr geht als um das Leben eines Entführten. Denn
zahlreiche Spuren führen nach Deutschland, zu einem schwäbischen
Waffenhersteller.
Oliver Bottini ist nicht nur ein gewiefter Krimischreiber, er ist vor
allem auch ein hochpolitischer Autor (…). Dabei zeichnet er stets in
vielen Schattierungen, wirken auch seine Schurken nicht wie bloße
Abziehfiguren. Hier ist es vor allem der Vertreter des Waffenhandels,
der doch auch Familie hat, der doch auch irgendwie versucht, seine
Arbeit zu tun. Er blutet, wenn man ihn sticht, genau wie die, die durch
seine Waffen getötet werden.
(Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau)
3. Platz: Max Annas: Die Farm (Diaphanes)
Irgendwo in Südafrika. Eine Farm wird
belagert und beschossen. Schützen sind keine zu sehen. Sicher ist nur:
Die Angreifer sind zum Äußersten entschlossen. In der Farm
verbarrikadieren sich ganz unterschiedliche Menschen: Frauen, Männer
und Kinder, Chefs und Angestellte, Schwarze und Weiße, ein Polizist,
zufällig Anwesende. Wem gilt der Anschlag? Worum geht es? Politik?
Rache? Gier? Drogen? Waffen? Wer zieht die Strippen, wer an den
Drähten? Wer wird gewinnen, wer wird verlieren? Und wie lange können
acht Stunden sein?
»Die Farm« ist (...) ein schneller, dichter, konzentrierter
Genreroman, der aus einem einzigen Showdown besteht. Ein Portrait der
zerrissenen Gesellschaft Südafrikas im Extremzustand. Und eine
kongeniale Hommage an John Carpenters Filmklassiker »Assault - Anschlag
bei Nacht« aus dem Jahr 1976, in dem ein Polizeirevier unter Beschuss
gerät.
(Ulrich Noller, WDR)
International
1. Platz: James Lee Burke: Regengötter
(Rain Gods)
Deutsch von Daniel Müller
(Heyne Hardcore)
Texas, irgendwo im Nirgendwo. Ein Anrufer hat nächtliche Schüsse
gemeldet, hinter einer verfallenen Kirche findet Sheriff Hackberry
Holland neun Leichen. Junge Asiatinnen, zum Teil minderjährig; sie
hatten als Prostituierte oder Tänzerinnen gearbeitet, wurden entführt,
schließlich mit einem Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg
niedergemäht und mit einem Bulldozer notdürftig verscharrt. Ein
Massaker, hinter dem keine Einzelperson stecken kann ...
Burkes Stärke ist die pure erzählerische Wucht. Schon die Schilderung
einer schlichten Autokreuzung kann ihm zum kleinen düsteren Meisterwerk
geraten. Ein Telefonanruf wird zum Epos. Jeder Satz ist ein Bild aus
einem alten Cinemascope-Western (...) und überhaupt wirkt manche Szene
so wie die überlebensgroß berühmte Eingangssequenz aus »Spiel mir das
Lied vom Tod«. Wären da nicht Handys und würden da nicht Lieder der
amerikanischen Band »Bloodhound Gang« gesummt, könnte man meinen, es
handle sich bei »Regengötter« um einen historischen Roman. Er spielt
hingegen im Hier und Jetzt in einer abgelegenen, brutalen Welt, in der
man nicht wirklich leben möchte, die man aber in Büchern allzu gern
durchschreitet. Ein großes Buch, ein wahres Buch, ein gutes Buch!
(Andreas Ammer, ARD)
2. Platz: Liza Cody: Lady Bag
(Lady Bag)
Deutsch von Laudan & Szelinski
(Argument)
Angela lebt auf der Straße. Sie ist die "Lady Bag", die Frau mit den
Plastiktüten, die sich mit ihrer Hündin Elektra eher schlecht als recht
durchs Obdachlosenleben schlägt und dabei mit ihrem Schicksal hadert.
Denn früher hatte sie mal ein Haus, einen Job und einen Mann – ehe der
sie erst in die Krise und dann in den Abgrund stürzte.
Als die Tüten-Lady durch eine Verkettung von Zufällen plötzlich schwer
mitgenommen im Krankenhaus erwacht, wird ihr klar, dass man sie für
eine gewisse Natalie Munrow hält. Eine Frau, die ein Haus und ein
ordentliches Leben hat. Dass sie damit auch mitten hinein in einen
Mordfall stolpert, konnte sie ja nicht ahnen.
Die Britin Liza Cody ist Expertin für schräge, mitreißende, kantige
Frauenfiguren. Ihre "Lady Bag" ist packend, wach, kritisch und komisch
zugleich – sie ist einfach gnadenlos gut.
(Reinhard Jahn, Bochumer Krimi Archiv)
3. Platz: Oliver Harris: London Underground
(Deep Shelter)
Deutsch von Gunnar Kwisinski
(Blessing)
Bei einer Verfolgungsjagd durch die Londoner City entdeckt Detective
Nick Belsey einen Bunker und ein mysteriöses Tunnellabyrinth unter den
Straßen der Stadt. Der Verdächtige verschwindet darin spurlos, aber der
ungewöhnliche Ort bringt Belsey auf eine Idee: Am Abend verabredet er
sich dort mit einer jungen Frau zu einem ganz besonderen Rendezvous.
Als er die junge Frau in der Dunkelheit des Tunnelsystems verliert, ist
ihm bald klar, dass sie entführt worden ist.
Von dem Untergrund Londons, so wie Harris schreibt, wissen wohl selbst
die Hauptstädter nichts, das Tunnelsystem scheint eines der
bestgehüteten Geheimnisse zu sein. Mind the Gap? Mind the Tunnels! Nach
Harris gibt es geheime Bahnhöfe, verschwiegene, unterirdische Wege,
Korridore und vergitterte Abzweigungen. Sehr beklemmend, für
Klaustrophobiker mit Sicherheit ein Alptraum.
Mit einer überraschenden Routine schreibt Oliver Harris einen
nachdrücklich beeindruckenden Thriller, bei dessen Lektüre es einem
Angst und Bange werden kann. Kein Wort zu viel, aber auch kein
Nervenkitzel zu wenig.
(Lars Schafft, krimi-couch.de)
Die Jury:
Kritiker:
Volker Albers (Hamburger Abendblatt) / Andreas Ammer (ARD) / Jens Dirksen (Funke-Mediengruppe) /
Joachim Feldmann (Am Erker) / Tobias Gohlis (DIE ZEIT) / Günther
Grosser (Berliner Zeitung) / Reinhard Jahn (Bochumer
Krimi Archiv) / Hermann Kling / Alf Mayer / Peter Münder (SWR) / Wolfgang
Niess (SWR) / Ulrich Noller (WDR) / Michaela Pelz (krimi-forum.de) / Kirsten Reimers / Lars Schafft (krimi-couch.de) /
Robert Schekulin
(Berlin) / Jan Christian Schmidt (kaliber38.de) / Sylvia Staude (Frankfurter
Rundschau) / Bettina Thienhaus /
Thomas Wörtche (Kritiker)
Die Kritiker der Jury stimmen nicht für Titel, an deren Veröffentlichung sie aktiv beteiligt sind.
Krimi-Buchhandlungen:
Jutta Wilkesmann (Die Wendeltreppe, Frankfurt Main) / Monika Dobler (glatteis, München) / Christian Koch
(Hammett, Berlin) / Thomas Przybilka (Missing Link) / Cornelia
Hüppe-Binder (Miss Marple, Berlin) / Hans W. Kohlmann (Whodunnit,
Leipzig)
Der Deutsche Krimi Preis...
...ist der älteste deutsche
Krimipreis. Seit 1985 zeichnet eine Jury aus
Krimi-Kritikern, Literaturwissenschaftlern und Krimi-Buchhändlern
die besten Kriminalromane des Jahres aus.
Mit dem Deutschen Krimi Preis - vergeben in den Kategorien National und
International - werden jeweils drei Romane gewürdigt, die
"inhaltlich originell und literarisch gekonnt dem Genre neue Impulse
verleihen."
Der Deutsche Krimi Preis ist undotiert und wird - ungewöhnlich in
der Szene der Literaturpreise - in der Regel nicht öffentlich verliehen,
sondern lediglich der Öffentlichkeit bekannt gegeben.
Auf dieser Seite finden Sie neben einem Verzeichnis aller
ausgezeichneten Romane Informationen darüber, wer zur Jury gehört und wie die Teilnahmebedingungen
sind.
Außerdem können Sie sich über die Entstehung und
Geschichte des Preises informieren und etwas über die 119 besten
Krimis aller Zeiten erfahren, die von einer Jury ermittelt wurden.
Für alle Fragen, die nicht in der FAQ
zum Deutschen Krimi Preis beantwortet werden, gibt es die
Möglichkeit, diskret Kontakt mit dem
Organisator aufzunehmen.
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www.deutscher-krimipreis.de |
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