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Die
besten Krimis des Jahres
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32. Deutscher Krimi
Preis 2016
National
1. Platz: Friedrich Ani: Der namenlose Tag (Suhrkamp)
Kriminalhauptkommissar
Jakob Franck ist seit zwei Monaten im Ruhestand und glaubt nun, ein
Leben jenseits der Toten beginnen zu können. Vor zwanzig Jahren hatte
er der Mutter einer toten Siebzehnjährigen beigestanden. Jetzt nimmt
Ludwig Winther mit ihm Kontakt auf, der Vater des jungen Mädchens. Er
glaubt nicht an den Selbstmord der Tochter durch Erhängen: Seiner
Meinung nach kann es sich nur um Mord handeln.
»Der namenlose Tag« erzählt eine Geschichte, in der das Schweigen zur
großen Schuld wird, zur seelischen Last, die eines Tages ganz
unerwartet nicht mehr zu tragen, zu ertragen ist. Ein Kriminalroman
großen Formats.
(Volker Albers, Hamburger Abendblatt)
2. Platz: Merle Kröger: Havarie (Ariadne bei Argument)
Ein
Kreuzfahrtschiff, ein Containerschiff, ein Schlauboot mit Flüchtlingen
aus Algerien – im Mittelmeer kreuzen sich ihre Wege. Für manche bringt
diese Begegnung eine entscheidende Wende im Leben, manche finden den
Tod, andere ein neues Leben. Unberührt lassen diese zwei Nächte und ein
Tag niemanden – auch die Leser nicht.
»Havarie« von Merle Kröger ist ein vielschichtiger Roman. Über die
Begegnung der Schiffe hat die Autorin ebenfalls einen Film gedreht, der
unter dem gleichen Titel 2016 erscheinen wird. Die Filmidee hat Spuren
im Buch hinterlassen: knappe Kapitel, klare Schnitte, kurze Passagen
wie aus einem Drehbuch – die reine Erzählform wird aufgebrochen.
(…) So überschreitet der Roman die Grenze zur Dokumentation, bleibt
doch rein fiktiv – ein facettenreicher, kluger, mutiger und komplexer
Roman.
(Dr. Kirsten Reimers)
3. Platz: Zoë Beck: Schwarzblende (Heyne)
London. Der Kameramann Niall Stuart wird unfreiwillig Zeuge, als zwei
junge Männer einen Soldaten in zivil grundlos angreifen und töten.
Niall nimmt die Szene mit seinem Handy auf. Einer der Täter kommt zu
ihm, das blutige Messer noch in der Hand, und bekennt, dass er den Mord
im Namen Allahs begangen hat. Sein Komplize schwenkt die Flagge des
Islamischen Staats. Als Niall wenig später den Auftrag erhält, eine
Dokumentation über den Fall zu drehen, ahnt er nicht, dass er mit
grausamer Absicht für diese besondere Aufgabe ausgewählt wurde.
Zoë Beck hat mit »Schwarzblende« ein empfehlenswertes Buch geschrieben:
intelligent, ohne gebildet zu erscheinen. Aktuell, aber nicht
moralisch, und bemerkenswert undeutsch. Das beginnt schon damit, dass
die Deutsche Zoë Beck Krimis schreibt, die in England und nicht in
deutschen Provinzen spielen. Dort versteckt sich Zoë Beck nicht
wohlfeil in wohligen Landhäusern, sondern wagt sich hinaus in die
quirlig chaotische Großstadt London. Ein großstädtischer Krimi aus
heimatlichen Landen, allein das schon ein Wunder.
(Andreas Ammer, Deutschlandfunk)
International
1.Platz: Richard Price: Die Unantastbaren (The Whites)
Deutsch von Miriam Mandelkow (S.Fischer) Billy
Graves ist ein ruheloser Cop in New York City. Energy-Drinks und
Zigaretten halten ihn wach, während er in den frühen Morgenstunden die
Blocks abfährt. Wie seine vier Kollegen hat auch er einen
»Unantastbaren«, einen skrupellosen Mörder, den er nie dingfest machen
konnte. Als einer der Unantastbaren tot aufgefunden wird, beginnt
Billy, seine engsten Vertrauten zu verdächtigen.
Ein meisterhaft inszenierter, dramatisierter und geschriebenen
Polizeiroman. Im Zentrum hunderter Anekdoten und (Lebens-)Geschichten,
die in dieser Bullenoper anklingen, steckt Billy Graves, Chef eines
kleinen Teams von der Nachtschicht bei der Mordkommission. Dieser Roman
hat eine ungeheure Dynamik, grandios, wie Tempo und Dynamik
synchron zum Rhythmus der nächtlichen Metropole anziehen, nachlassen,
wieder anziehen. Herausragend: Die Dialoge, denen man anmerkt, dass
Richard Price nicht nur literarisch schreibt, sondern auch für Film und
Fernsehen.
(Ulrich Noller, WDR)
2. Platz: Fred Vargas: Das barmherzige Fallbeil
(Temps Glaciaires)
Deutsch von Waltraud Schwarze
(Limes-Verlag)
Innerhalb weniger Tage werden in Paris die Leichen einer
Mathematiklehrerin und eines reichen Schlossherrn entdeckt. Die
Ermittlungen führen Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg auf die Spuren
einer verhängnisvollen Reise nach Island und einer Geheimgesellschaft,
die sich Robespierre und der Terrorherrschaft während der Französischen
Revolution verschrieben hat.
Fred Vargas ist eine so singuläre Krimiautorin, wie ihr Jean-Baptiste
Adamsberg ein seltsamer Ermittler ist. Er wirkt manchmal geradezu
verpeilt, sonderbar auf jeden Fall, auch wenn er gerade keine Fliege
aus einem Glas Portwein rettet und auf seinem Finger trocknen lässt.
Sie, gelernte Archäologin mit Schwerpunkt Archäozoologie, weiß das
penibelst Recherchierte mit dem geradezu Märchenhaften zu verbinden.
Sie knüpft die größten Unwahrscheinlichkeiten, die wildesten
Geschichten zusammen. Sie formuliert das so charmant, ja zauberhaft,
dass man ihr als Leser gleichsam aus der Hand frisst.
(Sylvia Staude)
3. Platz: Sara Gran: Dope
(Dope)
Deutsch von Eva Bonné
(Droemer)
New York City, 1950. Josephine (»Joe«) hat es nie leicht gehabt.
Eigentlich müsste sie längst tot in irgendeinem Hinterhof liegen, von
einer Kugel oder dem Heroin dahingerafft. Doch sie hat noch mal die
Kurve gekriegt – und scheint plötzlich Glück zu haben: Ein wohlhabendes
Paar bietet Joe 1000 Dollar; sie soll dessen verschwundene Tochter
wiederfinden, die offenbar in die Unterwelt des Big Apple abgedriftet
ist. Leicht verdientes Geld, denkt Joe. Aber so leicht ist es nun auch
wieder nicht: Freund ist von Feind kaum zu unterscheiden, und nicht
jede Falle erkennt man gleich ...
Den anscheinend naiven Plot der Spillane und Co. persifliert Sara Gran
sarkastisch, in dem sie ihn letztendlich ins Bitterböse dreht. Das ist
alles clever, sehr bösartig, witzig und gleichzeitig sehr tragisch-gut
gemacht. Virtuos und mit einer salzsäureklaren Haltung zur Welt und zu
der Literatur, mit der eine solche Welt konstituiert wird. Groß!
(Thomas Wörtche)
Die Jury
Volker Albers (Hamburger Abendblatt) / Andreas Ammer (ARD) / Jens
Dirksen (WAZ Kultur) / Monika Dobler (Krimibuchhandlung Glatteis,
München) / Tobias Gohlis (Die Zeit) / Joachim Feldmann (Kritiker) /
Günther Grosser (Kritiker) / Nele Hoffmann (Literaturwissenschaftlerin)
/ Cornelia Hüppe (Krimibuchhandlung Miss Marple, Berlin) / Reinhard
Jahn (Bochumer Krimiarchiv) / Hermann Kling / Alf Mayer (Kritiker) /
Peter Münder (Kritiker) / Wolfgang Niess (SWR) / Ulrich Noller (WDR) /
Michaela Pelz (krimi-forum.de) / Thomas Przybilka (BoKAS) / Kirsten
Reimers (Kritikerin) / Robert Schekulin (Buchhändler) / Jan C. Schmidt
(kaliber38.de) / Sylvia Staude (Frankfurter Rundschau) / Bettina
Thienhaus (Kritikerin) / Thomas Wörtche (Kritiker)
Der Deutsche Krimi Preis...
...ist der älteste deutsche
Krimipreis. Seit 1985 zeichnet eine Jury aus
Krimi-Kritikern, Literaturwissenschaftlern und Krimi-Buchhändlern
die besten Kriminalromane des Jahres aus.
Mit dem Deutschen Krimi Preis - vergeben in den Kategorien National und
International - werden jeweils drei Romane gewürdigt, die
"inhaltlich originell und literarisch gekonnt dem Genre neue Impulse
verleihen."
Der Deutsche Krimi Preis ist undotiert und wird - ungewöhnlich in
der Szene der Literaturpreise - in der Regel nicht öffentlich verliehen,
sondern lediglich der Öffentlichkeit bekannt gegeben.
Auf dieser Seite finden Sie neben einem Verzeichnis aller
ausgezeichneten Romane Informationen darüber, wer zur Jury gehört und wie die Teilnahmebedingungen
sind.
Außerdem können Sie sich über die Entstehung und
Geschichte des Preises informieren und etwas über die 119 besten
Krimis aller Zeiten erfahren, die von einer Jury ermittelt wurden.
Für alle Fragen, die nicht in der FAQ
zum Deutschen Krimi Preis beantwortet werden, gibt es die
Möglichkeit, diskret Kontakt mit dem
Organisator aufzunehmen.
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www.deutscher-krimipreis.de |
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