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Die
besten Krimis des Jahres
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23. Deutscher Krimi
Preis 2007
National
1. Platz:
Andrea Maria Schenkel: Tannöd
(Edition Nautilus)
Tannöd
ist der erste Roman der
Autorin. Er erzählt von einem Verbrechen auf einem Einödhof
in den fünfziger Jahren. Eine ganze Familie wurde in einer Nacht
ausgelöscht, mit der Spitzhacke erschlagen. Die Geschichte basiert
auf einem realen Verbrechen. Tannöd
besteht ausschließlich aus den Erzählungen und Aussagen der
Dorfbewohner. Und eine dieser Erzählstimmen ist unheimlicherweise
die des Mörders.
Tannöd, so nüchtern lautet
auch der Titel des fulminanten Debüt-Romans
der Autorin Andrea Maria Schenkel - ein schmales, nichtsdestotrotz
furioses Werk von kaum mehr als 120 Seiten. Der Mordtat nähert
sich
Schenkel auf unterschiedlichen Pfaden: Als Erzählerin folgt sie
mehreren Figuren und schildert Ereignisse des Mordtages (und ein kurzes
Stück danach). Gleichsam als Dokumentaristin lässt sie
Nachbarn, Amts-
und Würdenträger des Ortes und Angehörige zu Wort
kommen, die sich in
ihren Gedanken, Anschuldigungen, Erklärungen und Rechfertigungen
ergehen. Sichtbar wird ein komplexes soziales Geflecht - ein
ländlicher
Kosmos, in dem Hass, Missgunst, Geiz, Geldgier und Ausbeutung
herrschen. Ein brutaler Patriarchismus, in der Frauen sich der auch
physischen und sexuellen Gewalt zu beugen haben und von der Kirche mit
Gebetsbüchern sediert werden. All dies zeigt Andrea Maria Schenkel
mit
glasklarer, nüchterner Prosa, die an keiner Stelle vor
Entrüstung
fiebrig wird, sondern die Ereignisse für sich sprechen lässt.
(Jan C. Schmidt / kaliber38.de)
2. Platz: Paulus Hochgatterer: Die
Süße des Lebens
(Zsolnay/Deuticke)
Einem alten Mann wird in einer Winternacht der Kopf zermalmt. Seine
Enkelin verliert ob ihres grausamen Fundes die Sprache. Dieser Tote,
darüber macht Kriminalkommissar Ludwig Kovacs sich keine
Illusionen, wird ihn länger beschäftigen. Ein
psychopathischer Familienvater schlägt seine Tochter
krankenhausreif, ein dauerlaufender Benediktinerpater hört Stimmen
und eine junge Mutter glaubt, ihr neugeborenes Kind sei der Teufel. Das
Psychogramm dieser Kleinstadt ist alles andere als beruhigend. Doch wer
ist verantwortlich für die grausame Tat?
3. Platz: Oliver
Bottini: Im Sommer der Mörder
(Scherz)
Sommer im
Breisgau. Kirchzarten ist ein friedlicher Ort. Bis im Morgengrauen ein
Holzschuppen in Flammen aufgeht - und urplötzlich ein Inferno
losbricht. Verheerende Explosionen überraschen die Feuerwehr :
Unter dem Schuppen hatten Unbekannte ein illegales Waffenlager
angelegt. Damit steht die Freiburger Hauptkommissarin Louise
Bonì vor dem schwierigsten Fall ihrer Karriere. Die Spuren
führen zurück in das zerfallende Jugoslawien der Neunziger
Jahre. Doch als ein
kaltblütiger Mord geschieht, beginnt Louise zu begreifen, dass der
Fall
weit größere Dimensionen hat.
Der Dickschädel zu groß, die Gespenster aus der
Vergangenheit zu präsent, die Dämonen der Gegenwart
unausweichlich, tough und verletzlich zugleich - die Halbfranzösin
hat es nicht leicht, zumal die Sache von internationaler Brisanz ist!
Zwar gibt es am Schluss eine Auflösung, doch auf das klassische
Happy End wartet der Leser auch im zweiten, atmosphärisch dichten
Boni-Krimi vergeblich; stattdessen bleiben Narben - außen und
innen -, die die Figuren nachhaltig prägen und verwandeln werden.
(Michaela Pelz / krimi-forum.de)
International
1. Platz:
Robert
Littell: Die kalte Legende
(Legends)
Deutsch von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel
(Scherz)
Martin Odum, ehemaliger CIA-Agent mit verschiedenen Legenden, lebt als
Privatdetektiv in Brooklyn. Aber ist er wirklich Martin Odum? Oder ist
er Dante Pippen, ein IRA-Kämpfer? Oder der zwielichtige
Waffenhändler Lincoln Dittmann? Eines Tages erteilt ihm die junge,
attraktive Russin Stella Kastner einen Auftrag, der ihn nach Israel
führt. Dort holt ihn eine Vergangenheit ein, von der er nichts
weiß. Er steht vor einem unlösbaren Dilemma: Wenn er sich
erinnert, ist er tot. Wenn er sich nicht erinnert, ebenfalls.
2. Platz:
Pete
Dexter: Train
(Train)
Deutsch
von Jürgen Bürger
(Liebeskind)
Los Angeles, 1953: Brookline ist einer der exklusivsten Golfclubs der
Stadt. Die Fairways sind grün, die Mitglieder weiß, die
Caddies schwarz. So auch Lionel Walk, genannt »Train«, der
ein außergewöhnliches Talent fürs Golfen hat. Das
erkennt auch Detective Miller Packard vom LAPD, der
regelmäßig in Brookline spielt. Als Packard einen Fall
übernimmt, in den zwei Caddies des Clubs verwickelt sind, nimmt
das Schicksal seinen Lauf.
3. Platz:
Leonardo
Padura: Adiós Hemingway
(Adiós
Hemingway)
Deutsch von Hans-Joachim
Hartstein
(Unionsverlag)
Vierzig Jahre nach Hemingways Tod wird
auf seiner Finca bei Havanna eine Leiche gefunden, getötet mit
zwei Kugeln aus einer Maschinenpistole seiner legendären
Waffensammlung. War Hemingway ein Mörder?
Spannend ist das Portrait von einem berühmten Mann, der ›Papa‹
war,
ein einsamer Patriarch, der sein kubanisches Personal gut bezahlte und
Freunde mies behandelte. Sympathisch ist Leonardo Paduras Hemingway
nicht, aber seit wann muss ein Verdächtiger sympathisch sein?
(Sylvia Staude / Frankfurter Rundschau)
Die Jury
Kritiker:
Volker Albers (Hamburger Abendblatt) / Andreas Ammer (ARD) / Sönke
Boldt (Badische Neueste Nachrichten) / Jens Dirksen (NRZ) / Joachim
Dörr / Tobias Gohlis (DIE ZEIT) / Günther Grosser (Berliner
Zeitung) / Reinhard Jahn (Bochumer Krimi Archiv) / Hermann Kling /
Ekkehard Knörer (perlentaucher.de) / Alf Mayer / Ulrich Noller
(WDR/DW) / Michaela Pelz (krimi-forum.de) / Wolfgang Platzeck (WAZ) /
Wilhelm Roth (epd) / Lars Schafft (krimi-couch.de) / Jan Christian
Schmidt (kaliber38.de) / Erhard Schütz / Sylvia Staude
(Frankfurter Rundschau) / Willy Theobald (Financial Times Deutschland)
/ Jürgen M. Thie / Bettina Thienhaus / Karl Wegmann (freier
Journalist) / Thomas Wörtche
Die Kritiker der Jury stimmen nicht für Titel, an deren
Veröffentlichung sie aktiv beteiligt sind.
Krimi-Buchhandlungen:
Jutta Wilkesmann und Team (Die Wendeltreppe, Frankfurt Main) / Manfred
Sarrazin (Alibi, Köln) / Gabriele Fauser (Glatteis, München)
/ Christian Koch und Team (Hammett, Berlin) / Thomas Przybilka (Missing
Link) / Udo Aschemeyer (Heiner K., Hamburg) / Robert Schekulin
(Buchhandlung Am Schwarzen Kloster, Freiburg) / Juliane Hansen
(Under-Cover, Stuttgart) / Norbert Hupbach (Kommissariat, Dresden) /
Cornelia Hüppe-Binder (Miss Marple, Berlin) /Hans W. Kohlmann
(Whodunnit, Leipzig)
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www.deutscher-krimipreis.de |
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