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Die
besten Krimis des Jahres
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25. Deutscher Krimi
Preis 2009
National
1. Platz: Linus Reichlin: Die
Sehnsucht der Atome
(Eichborn Berlin)
Seit
seiner Schulzeit steht es Inspektor Hannes Jensen als warnendes
Beispiel vor Augen: das Heliumatom! Das Heliumatom, so hatte damals
sein Physiklehrer erklärt, ist nicht getrieben von der Sehnsucht,
sich zu binden, und geht mit keinem anderen Atom eine Symbiose ein.
Nach Jensens Ansicht ist dieser Fall von Bindungsangst seinem eigenen
Schicksal nicht ganz unähnlich. Und so müsste er eigentlich
erfreut sein, dass eine bizarre Laune des Universums eine ausnehmend
schöne Frau an seine Seite beamt. Die allerdings ist blind,
ziemlich herrisch und scheint sich sehr für den höchst
rätselhaften Fall zu interessieren, der Jensen gerade
beschäftigt: Ein amerikanischer Tourist hatte im Kommissariat um
Hilfe gebeten, weil er sich bedroht fühlte. Am nächsten Tag
fand man ihn tot auf der Straße. Seine Obduktion deutet auf einen
Mord, der menschliche Fähigkeiten übersteigt.
Das ist Kriminalliteratur, die zwar mit der Realität nicht viel zu
tun hat — die aber der Wahrheit der Realität auf den Grund zu
gehen sucht, und das auf charmante, komische und höchst versierte
Art und Weise. Der Schweizer Linus Reichlin […] legt mit die Sehnsucht
der Atome ein fulminantes Debüt hin. Wer Krimi als Kunst lesen
mag, erlebt mit diesem Buch einen gedanklichen Höhepunkt.
(Ulrich Noller, WDR)
2. Platz: Bernhard
Jaumann: Die Augen der Medusa
(Aufbau)
Frost liegt auf
den Feldern von Montesecco. Doch eine Explosion zerstört die
friedliche Winterlandschaft: Die Limousine von Staatsanwalt Malavoglia
wurde von einer Granate getroffen. Am nächsten Tag kesselt eine
Spezialeinheit der italienischen Polizei ganz Montesecco ein und
arbeitet sich zum Haus des 17-jährigen Vannoni vor. Binnen kurzem
belagern Journalisten das kleine Bergdorf in der Mitte Italiens. Nach
Gutdünken drehen sie den Einwohnern das Wort im Mund um. Schnell
wird Montesecco zum kriminellsten Ort des Landes.
»Die Augen der Medusa« ist der dritte Teil von Bernhard
Jaumanns »Montesecco«-Reihe.
»Die Augen der Medusa« ist ein perfekt konstruierter
Kriminalroman, mit raffinierten Wendungen, unerwarteten Aktionen und
einem summa summarum guten Ausgang.
(Tobias Gohlis)
3. Platz:
Heinrich
Steinfest: Mariaschwarz
(Piper)
Gibt es die perfekte Beziehung? Am ehesten wohl bei jener Symbiose, die
ein Wirt und sein Gast eingehen. Wie zwischen Job Grong, dem Wirt, und
Vinzent Olander, seinem Gast. Bis zu dem Tag, als Grong ihn vor dem
Ertrinken in einem See rettet. Danach ist alles anders. Der See ist ein
tiefes Gewässer, das den Namen Mariaschwarz trägt und von dem
die Einheimischen meinen, in ihm würde sich nicht nur das Weltall
spiegeln, sondern auch ein Ungeheuer beheimatet sein. Als man ein
Skelett aus jenem See birgt, ruft das den Wiener Kriminalinspektor
Lukastik auf den Plan.
Die Romane von Heinrich Steinfest kennen keine Grenzen. Oder anders:
Sie kennen Grenzen, aber sie schrecken nicht davor zurück, diese,
wenn es nötig wird, zu überschreiten. Nicht aus Jux und
Dollerei, sondern nur, wenn es der Wirklichkeitsfindung dient.
(Ekkehard Knörer, perlentaucher)
Die Pressemitteilung
zum Preis 2009 (PDF)
International
1. Platz:
Richard Stark:
Fragen Sie den Papagei
(Ask the
Parrot)
Deutsch von Dirk van Gunsteren
(Zsolnay)
Kennen Sie Parker? Er ist ein Profi, ein Gangster. Parker ist nach
einem Banküberfall auf der Flucht, verfolgt von einer Meute
Polizisten mit Spürhunden. Reiner Zufall, dass er auf Tom Lindahl
stößt, einen Außenseiter mit Papagei, der ihm eine
Fluchtmöglichkeit und ein Dach über dem Kopf bietet. In dem
tristen kleinen Ort in Massachusetts schmieden die beiden einen nicht
ungefährlichen Plan, und jeder, der diesem in die Quere kommt,
scheitert an Parkers Skrupellosigkeit.
Es ist ein skurriles Paar, das Stark ins Zentrum seiner Geschichte
stellt: der blutige Anfänger, ein Verlierer durch und durch, und
der eiskalte Profi, der keine Skrupel kennt, gleichwohl auf nicht
unsympathische Weise in den Bann zieht. Eine Konstellation, die
Spannung auf das Feinste befördert, denn Parker, der Mann ohne
Moral, spielt immer nur nach seinen Regeln.
(Volker Albers, Hamburger Abendblatt)
2.
Platz: Jerome
Charyn: Citizen Sidel
(Citizen Sidel)
Deutsch von Jürgen Bürger
(Rotbuch)
Isaac Sidel ist Kandidat der Demokraten
für die Vizepräsidentschaft. Er hat es mit skrupellosen
Republikanern, betrügerischen Polizisten und korrupten FBI-Agenten
zu tun. Doch das ist längst nicht alles, womit sich New Yorks
Oberbürgermeister herumschlagen muss. Neben der Unterstützung
für den kommenden Präsidenten machen ihm auch
mörderische Gangster aus der Bronx, Selbstmordattentäter und
ein 85-jähriger Rumäne, bekannt als der Metzger von Bukarest,
das Leben zur Hölle. »Citizen Sidel« ist der 10. Band
von Charyns Isaac Sidel-Serie.
Möglicherweise kristallisiert sich an Charyns Saga die ganze
Problematik von Kriminalliteratur und ihres momentanen zeitgeistigen
Erfolgs. Denn anscheinend ist es kein bisschen evident oder zumindest
nur schwer zu vermitteln, warum ein Projekt, das von sehr irdischen,
sehr trivialen und sehr universalen Mythen, von individueller Magie,
von präziser Beobachtung einer sich permanent ändernden
Stadtlandschaft (New York City als Weltmodell) und
großgesellschaftlichen Wetterlagen erzählt, ohne den
biederen Kriterien von konventioneller Story, Figurenzeichnung,
Kohärenz oder anderen Parametern einer anderen literarischen Welt
zu genügen und dennoch Kriminalliteratur in the state of art ist,
warum also ein solches genial-irres Projekt so ungleich faszinierender
ist als alle Blutschocker und »literarischen« Krimis
zusammen...
(Thomas Wörtche)
3. Platz: Deon
Meyer:
Weißer Schatten
(Onsigbaar
/ Blood Safari)
Deutsch
von Ulrich Hoffmann
(Rütten & Loening)
Er nennt sich Lemmer, er ist weiß, und sein Job ist es,
unsichtbar zu sein, der Bodyguard im Schatten. Als Emma le Roux, eine
weiße Südafrikanerin, ihn anheuert, hofft Lemmer auf einen
schnellen, harmlosen Job. Er soll Emma zum Krüger Nationalpark
begleiten. Sie meint, ihren vor zwanzig Jahre verschwundenen Bruder in
den Fernsehnachrichten gesehen zu haben. Angeblich hat er skrupellos
vier Wilderer getötet, die ein Reservat überfielen. Kaum sind
sie im Krüger-Park angekommen, muss Lemmer eine giftige Schlange
töten, die jemand in Emmas Apartment geschmuggelt hat. Er beginnt
zu begreifen, dass er einer Sache auf der Spur ist, die etliche Nummern
zu groß und zu gefährlich für ihn ist. Dann, nach ihrer
ersten Liebesnacht wird Emma schwer verletzt. Allein versucht Lemmer
ihren Angreifer zu finden.
Meyer versteht es, einen gierig Seite um Seite umblättern zu
lassen. KeineZeile dieses Buches ist lau, und so kann es auch den Leser
kaum kalt lassen.
(Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau)
Die Jury
Kritiker:
Volker Albers (Hamburger Abendblatt) / Andreas Ammer (ARD) / Sönke
Boldt (Badische Neueste Nachrichten) / Jens Dirksen (NRZ) / Joachim
Dörr / Joachim Feldmann (Am Erker) / Tobias Gohlis (DIE ZEIT) /
Günther Grosser (Berliner
Zeitung) / Reinhard Jahn (Bochumer Krimi Archiv) / Hermann Kling
/ Alf Mayer / Ulrich Noller
(WDR/DW) / Michaela Pelz (krimi-forum.de) / Wilhelm Roth (epd) / Lars
Schafft (krimi-couch.de) / Jan Christian Schmidt (kaliber38.de) /
Erhard Schütz / Sylvia Staude
(Frankfurter Rundschau) / Willy Theobald (Financial Times Deutschland)
/ Jürgen M. Thie / Bettina Thienhaus / Karl Wegmann (freier
Journalist) / Thomas Wörtche (freitag)
Die Kritiker der Jury stimmen nicht für Titel, an deren
Veröffentlichung sie aktiv beteiligt sind.
Krimi-Buchhandlungen:
Jutta Wilkesmann (Die Wendeltreppe, Frankfurt Main) / Manfred
Sarrazin (Alibi, Köln) / Monika Dobler (Glatteis, München)
/ Christian Koch (Hammett, Berlin) / Thomas Przybilka (Missing
Link) / Robert Schekulin
(Buchhandlung Am Schwarzen Kloster, Freiburg) / Juliane Hansen
(Under-Cover, Stuttgart) / Norbert Hupbach (Kommissariat, Dresden) /
Cornelia Hüppe-Binder (Miss Marple, Berlin) / Hans W. Kohlmann
(Whodunnit, Leipzig)
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www.deutscher-krimipreis.de |
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