Kommissarin Claudia Kant von der SoKo Ruhrgebiet war stets im
Sommer unterwegs - als Ferienaktion in der WAZ. Wer mit ihr gemeinsam
ihre Fälle löst, kann dicke Buchpakete gewinnen - natürlich alles
Krimis.
Gerald Steiner hatte die Vorhänge in seinem Intendantenbüro des Essener
Opernhauses zugezogen. Kommissarin Claudia
Kant
untersucht den Inhalt der Schachtel, wegen der Steiner die
Sonderkommission Ruhr verständigt hat. Sie enthält einen Wecker, eine
Batterie und einen Zünder mit einer Glasphiole mit einer gelben
Flüssigkeit. "Das haben wir heute im Zuschauerraum gefunden", erklärt
Steiner. "Der Wecker ist auf 14 Uhr eingestellt", stellt Claudia
fest. "Zum Glück hat der Inspizient das Ding gegen Mittag entdeckt",
fährt Steiner fort. "In der Glasphiole ist Buttersäure, die einen
schrecklichen Gestank verbreitet hätte, wenn diese Stinkbombe gezündet
worden wäre."
Claudia Kant
sieht sich den Wecker an - ein einfaches, mechanisches Modell, bei dem
man nur eine Weckeinstellung für 24 Stunden vornehmen kann. "Dieser
Brief lag dabei!" Der Intendant reicht Claudia
einen Zettel. "Steiner - Dein Opernhaus stinkt. Dein 'Tannnhäuser' ist
zum Kotzen!" "Ich sollte vielleicht erklären, dass es bei meiner
aktuellen Tannhäuser-Inszenierung Probleme gab", meint Steiner
schmallippig. "Ich hatte Bill Clayton aus den USA und Klaus Merker für
die Titelpartie vorgesehen - als Erst- und als Zweitbesetzung. Aber die
beiden kamen nicht mit meiner Regie zurecht, so dass ich mich letzte
Woche von ihnen getrennt habe. Die Tannhäuser-Premiere wird heute Abend
von einem Franzosen gesungen, den ich kurzfristig engagiert habe."
"Clayton und Merker hätten also Grund, die Aufführung zu sabotieren",
überlegt Claudia.
Der Intendant nickt. "Sowohl Clayton als auch Merker waren gestern hier
- um die Auflösungsverträge zu unterschreiben. Ich hatte die beiden
wohlweislich getrennt voneinander bestellt." Steiner blättert in seinem
Terminkalender. "Bill Clayton kam am Vormittag um 10 und war um 11
schon wieder weg. Klaus Merker kam dann am Nachmittag gegen 16 Uhr und
brachte auch gleich seinen Anwalt mit!"
"Haben Sie sich ungehindert im Haus bewegen können?", fragt Claudia.
"Mehr oder weniger", muss Steiner zugeben. "Clayton ist unkontrolliert
am Bühneneingang reinspaziert und bei Merker hat dessen Anwalt an der
Pforte einen Riesen-Aufstand veranstaltet, während Merker mit dem Lift
zu mir ins Büro fuhr."
Claudia Kant
verstaut die Stinkbombe in einem Plastikbeutel der Kriminaltechnik.
Wäre sie wirklich um 14 Uhr explodiert, hätte der Gestank der
Buttersäure die Oper für die Premiere des "Tannhäuser" heute Abend
unbenutzbar gemacht.
"Ich werde alles auf Fingerabdrücke
untersuchen lassen", meint sie. "Aber auch schon nach dem, was Sie mir
erzählt haben, scheidet einer der beiden Verdächtigen vollkommen als
Täter aus."
Wer kommt für den Anschlag überhaupt nicht in Frage?
Lösung: Die Bombe wird mit einem
Wecker ausgelöst, der lediglich maximal 24 Stunden im voraus
eingestellt werden kann. Dieser Wecker war auf 14 Uhr des aktuellen
Tages eingestellt, also konnte die Bombe erst nach 14 Uhr des
vergangenen Tages in die Oper gebracht worden sein. Dadurch wird der
Verdächtige Bill Clayton entlastet - er war am Vortag zwischen 10 und
11 Uhr im Haus.
H.P. Karr:
Täterhatz mit der WAZ
Krimi-Serie für Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Sommer 2005 und 2006, je 7 Teile
Rechte beim Autor
Design by TemplatesLord.com