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Die
besten Krimis des Jahres
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29. Deutscher Krimi
Preis 2013
National
1. Platz: Merle Kröger: Grenzfall
(Argument)
Was geschah 1992 im deutsch-polnischen Grenzgebiet? Sicher ist: Es gab
zwei Tote. Und es hat gebrannt. Der Rest ist gnädig überdeckt von
zwanzig Jahren Alltag im wachsenden Europa – Demokratie und Wohlstand
für alle. Für alle?
Wir schreiben das Jahr 2012. Europaweit verdingen sich Migranten zur
Erntearbeit, doch es gibt immer weniger zu tun. Die rumänische
Wanderarbeiterin Adriana kämpft ums Überleben ihrer Familie und fasst
einen verzweifelten Entschluss: Sie reist nach Deutschland und sucht
den Mörder ihres Vaters.
»Grenzfall« ist einer der unkonventionellsten Krimis der vergangenen
Jahre: Geboren aus der Recherche zu einem Dokumentarfilm, realistisch
und authentisch, zugleich doch hochfiktional; formal
experimentierfreudig, multipolar und vielperspektivisch; lebendig und
voller Leben – am Ende möglicherweise sogar mit utopischem Potential.
Ein Politkrimi? Gesellschaftsportrait? Abenteuerroman? In jedem Fall:
Ein Wurf, das Buch einer wagemutigen Autorin.
(Ulrich Noller, WDR)
2. Platz: Friedrich Ani: Süden und das heimliche Leben
(Knaur)
Als die fleißige, zuverlässige Kellnerin Ilka Senner verschwindet,
glaubt jeder an ein Gewaltverbrechen. Bei seinen Ermittlungen stellt
Tabor Süden fest, dass keiner wirklich etwas über sie weiß. Auch ihre
Familie nicht, die auf das Verschwinden mit Desinteresse und
Herzlosigkeit reagiert. Erst ein Gespräch mit der Schwester lässt Süden
erahnen, was Ilka aus Scham vor aller Welt verbirgt …
Langsam und tastend kommt Tabor Süden hinter das Geheimnis, das die
verschwundene Kellnerin umgibt, die in naher Zukunft eigentlich das
Gasthaus leiten sollte, da die Wirtsleute sich aufs Altenteil
zurückziehen wollten. Es ist die Geschichte einer großen Scham, die
sich Süden offenbart. Eine Geschichte, die Friedrich Ani auf sensibel
einfühlende Weise erzählt, sorgsam die Charaktere zeichnend und die
Spannung dramaturgisch geschickt schürend. ... Es sind diese intimen
Beobachtungen, jene tiefschürfenden, beiläufig gesetzten Beschreibungen
von Seelenzuständen und ein Humor, der manchmal den Schrecken ummantelt
und ihn fast versöhnlich macht, weshalb Friedrich Ani ein großer
Kriminalschriftsteller ist.
(Volker Albers, Hamburger Abendblatt)
3. Platz: Oliver Bottini: Der kalte Traum
(dumont)
Thomas Cavar war Deutscher. Gerade hatte er sein Abitur bestanden, die
Zukunft wirkte vielversprechend. Doch dann kam der Krieg, der alles
änderte: War nicht Kroatien seine richtige Heimat? Musste er nicht
kämpfen für die Unabhängigkeit? Thomas Cavar kämpfte und fiel. Jetzt,
fünfzehn Jahre später, tauchen plötzlich Fragen zu seinem Tod auf:
Yvonne Ahrens, Journalistin in Zagreb, stößt auf Hinweise zu
kroatischen Kriegsverbrechen und auf einen Soldaten, der daran
beteiligt gewesen sein soll. Eine kaltblütige Hetzjagd beginnt.
»Der
kalte Traum« erzählt von falschem Idealismus, von Liebe und Verrat. Und
er erinnert an ein Kapitel europäischer und eben auch deutscher
Geschichte, das man, mehr als zwei Jahrzehnte nach Ausbruch der
Balkankriege, gerne verdrängen würde. Denn das gerade wiedervereinigte
Deutschland war nicht unbeteiligt an dem Konflikt zwischen den
ehemaligen Teilstaaten Jugoslawiens, der solch schreckliche Folgen
haben sollte. ... Nach Ulrich Ritzels großartigem »Schlangenkopf« ist
»Der kalte Traum« der zweite politische Kriminalroman in kurzer Zeit,
der sich auf ästhetisch überzeugende Weise der Geschichte des
Balkankriegs und der unrühmlichen Beteiligung unseres Landes daran
widmet.
(Joachim Feldmann, CrimeMag)
International
1. Platz: Sara Gran: Die Stadt der Toten
(Claire deWitt and The City of the Dead) Deutsch von Eva Bonné (Droemer)
Hurrikan Katrina hat New Orleans verwüstet. Claire DeWitt soll in
diesem Chaos den verschollenen Bezirksanwalt Vic Willing finden. Ist
der Anwalt in der Naturkatastrophe umgekommen oder hat er sich einfach
davongestohlen? Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt! Ihr Beruf
ist ihre Berufung und ihre Ermittlungsmethoden sind so einzigartig wie
genial.
»Es geht nur um die Fakten und darum, was sie uns sagen.« Das ist das
Konzept von Sara Grans Detektion. Alles und alles neu zu erzählen, das
Faktische und das Unfaktische. Kühn stellt sie Realitäts- und
Erfahrungsebenen gegeneinander: Traum und philosophische Reflexion,
Wachheit und Abschlaffung, Heute und Gestern. Ein grüner Papagei und
ein obdachloser Ex-Detektiv – die Wahrheit ist überall und bei jedem zu
finden und entzieht sich doch ständig. Berauscht und fasziniert von den
Zen-Rätseln, die Gran aufgibt, vergisst man leicht ihre andere Seite:
die genauen, unsentimentalen Schilderungen vom Widerstand der vom Sturm
ramponierten und der Administration ruinierten Stadt. In der es – woher
auch sollte es kommen? – kein Happy End gibt. Sondern bestenfalls eine
neue Erzählung.
(Tobias Gohlis, Die ZEIT)
2. Platz: Helon Habila: Öl auf Wasser (Oil on Water) Deutsch von Thomas Brückner (Verlag Das Wunderhorn)
Port Harcourt, Nigeria, im Delta des Niger. Eine Frau verschwindet.
Dies wäre keine Nachricht in den Medien wert, wu?rde es sich nicht um
eine Britin, die Ehefrau eines hochrangigen Mitarbeiters einer
ausländischen Ölgesellschaft, handeln. Als eine Lösegeldforderung
eingeht, wittert der junge Journalist Rufus die Chance zu einer großen
Story und macht sich mit dem gealterten Starreporter Zaq auf die Suche
nach der Entführten, eine Reise ins Delta des Nigers hinein.
Man hat den Roman bereits mit Conrads »Herz der Finsternis« verglichen,
aber hier geht es um mehr: Joseph Conrads Welt ist versunken, aber die
apokalyptische Welt von »Öl auf Wasser« existiert wirklich, wird
alltäglich auch heute geschaffen von Mineralölkonzernen und
Geschäftemachern, und jetzt auch erstmals beschrieben in einem Buch,
das gleichzeitig erschütternder Reisebericht, grandioser
Abenteuerroman, Aufklärungsbuch und Krimi ist. Großartig. Lange nichts
so erschütterndes gelesen.
(Andreas Ammer, Deutschlandfunk/BR)
3. Platz: Donald Ray Pollock: Das Handwerk des Teufels
(The Devil all the Time) Deutsch von Peter Torberg (Liebeskind)
Der junge Arvin wächst in den fünfziger Jahren im heruntergekommenen
Niemandsland des Mittleren Westens auf. Hier hat sich der amerikanische
Traum in einen fiebrigen Albtraum verwandelt, der bevölkert wird von
psychopathischen Verbrechern, korrupten Sheriffs und religiösen
Fanatikern. Arvin ringt um einen Ausweg aus dieser Welt. Doch als seine
Freundin vom Ortsprediger missbraucht wird und sich daraufhin erhängt,
nimmt auch er das Gesetz in die eigene Hand. Zur gleichen Zeit, nur
wenige Meilen entfernt, brechen die beiden Serienkiller Carl und Sandy
zur Jagd auf.
Nur sekundenlang blitzt so etwas wie Hoffnung auf. Zwei Jungen auf
Fahrrädern biegen um die Ecke, und als er ihr sorgenfreies Lachen hört,
wünscht sich der Serienmörder, jemand anderes zu sein. Doch dafür ist
es längst zu spät. Der finsteren Welt des amerikanischen Autors Donald
Ray Pollock entkommt man nicht. Hier tummeln sich religiöse Fanatiker,
korrupte Polizisten und lüsterne Geistliche. Bei schwarzgebranntem
Schnaps und gegrilltem Eichhörnchen zeigt sich das Elend der
menschlichen Existenz in deprimierender Größe.
(Joachim Feldmann, WELT online)
Die Jury:
Kritiker:
Volker Albers (Hamburger Abendblatt) / Andreas Ammer (ARD) /
Joachim Feldmann (Am Erker) / Tobias Gohlis (DIE ZEIT) / Günther
Grosser (Berliner Zeitung) / Nele Hoffmann / Reinhard Jahn (Bochumer
Krimi Archiv) / Hermann Kling / Alf Mayer / Peter Münder / Wolfgang
Niess (SWR) / Ulrich Noller (WDR) / Michaela Pelz (krimi-forum.de) /
Kirsten Reimers (alligatorpapiere.de) / Lars Schafft (krimi-couch.de) /
Jan Christian Schmidt (kaliber38.de) / Sylvia Staude (Frankfurter
Rundschau) / Willy Theobald (Gruner & Jahr) / Bettina Thienhaus /
Thomas Wörtche (CULTurMAG)
Die Kritiker der Jury stimmen nicht für Titel, an deren Veröffentlichung sie aktiv beteiligt sind.
Krimi-Buchhandlungen:
Jutta Wilkesmann (Die Wendeltreppe, Frankfurt Main) / Manfred Sarrazin
(Köln) / Monika Dobler (glatteis, München) / Christian Koch
(Hammett, Berlin) / Thomas Przybilka (Missing Link) / Robert Schekulin
(Berlin) / Juliane Hansen (Under-Cover, Stuttgart) / Cornelia
Hüppe-Binder (Miss Marple, Berlin) / Hans W. Kohlmann (Whodunnit,
Leipzig)
Der Deutsche Krimi Preis
...ist der älteste deutsche
Krimipreis. Seit 1985 zeichnet eine Jury aus
Krimi-Kritikern, Literaturwissenschaftlern und Krimi-Buchhändlern
die besten Kriminalromane des Jahres aus.
Mit dem Deutschen Krimi Preis - vergeben in den Kategorien National und
International - werden jeweils drei Romane gewürdigt, die
"inhaltlich originell und literarisch gekonnt dem Genre neue Impulse
verleihen."
Der Deutsche Krimi Preis ist undotiert und wird - ungewöhnlich in
der Szene der Literaturpreise - in der Regel nicht öffentlich verliehen,
sondern lediglich der Öffentlichkeit bekannt gegeben.
Auf dieser Seite finden Sie neben einem Verzeichnis aller
ausgezeichneten Romane Informationen darüber, wer zur Jury gehört und wie die Teilnahmebedingungen
sind.
Außerdem können Sie sich über die Entstehung und
Geschichte des Preises informieren und etwas über die 119 besten
Krimis aller Zeiten erfahren, die von einer Jury ermittelt wurden.
Für alle Fragen, die nicht in der FAQ
zum Deutschen Krimi Preis beantwortet werden, gibt es die
Möglichkeit, diskret Kontakt mit dem
Organisator aufzunehmen.
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www.deutscher-krimipreis.de |
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