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Die
besten Krimis des Jahres
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27. Deutscher Krimi
Preis 2011 National
1. Platz: Bernhard Jaumann: Die Stunde des Schakals
(Kindler/Rowohlt)
Namibia:
Im Windhuker Nobelviertel Ludwigdorf wird ein Mann, der seine
Zitronenbäume wässert, über den Elektrozaun hinweg erschossen. 19 Jahre
nach der Ermordung der SWAPO-Anwalts Anton Lubowski beginnt mit diesem
Mord eine Attentatsserie, der nach und nach die damaligen Täter vom
südafrikanischen Geheimdienst zum Opfer fallen. Für die junge Windhuker
Kriminalpolizistin Clemencia Garises werden die erbitterten Kämpfe aus
der Endzeit der Apartheid lebendig, die sie bisher nur aus Erzählungen
kannte.
Spannend und dynamisch nach bester Thrillermanier breitet Bernhard
Jaumann seine Geschichte aus, die von einem bis heute nicht geklärten
Mord erzählt. Mit Clemencia Garises, der namibischen Polizistin mit der
großen Familie, hat er eine der liebenswertesten Detektivfiguren der
letzten Jahre geschaffen.
(Reinhard Jahn)
2. Platz: Frank Göhre: Der Auserwählte
(Pendragon)
Eloi
- Der Auserwählte - ist gelinkt worden. Nun schuldet er David Geld.
Drogengeld. Der illegal in Hamburg lebende Afrikaner gerät mächtig
unter Druck. Und plötzlich ist Eloi verschwunden. Gekidnappt. Welche
Rolle spielt Elois Mutter bei dem Verbrechen? Liegt der Schlüssel zur
Aufklärung in ihrer bewegten Vergangenheit, die sie Ende der 80er Jahre
auf eine kanarische Insel führte? Auf der Sonneninsel herrschte ein
»genialer Erzieher« über eine Gruppe höriger Anhänger. Und Elois Mutter
war seine Gespielin. Jetzt geht es um Geld - um sehr viel Geld. Aber
auch um Gerechtigkeit, Schuld und Sühne aus scheinbar längst
vergangener Zeit.
Die Rahmenhandlung ist ein typischer Göhre-noir über illegal aliens und
Drogen in Hamburg. Darunter liegt aber eine Schicht, die mit den
Selbstfindungsphantasien der guten alten '70s und '80s zu tun hat, die
so gut und alt dann doch nicht waren. Nicht, weil die Ideen so
bescheuert gewesen wären, sondern weil auch da homo sapiens und seine
mörderischen Seiten mit im Spiel war. Göhre erzählt das anhand einer
Kommune zur Beförderung befreiter Sexualität auf Gomera, die recht
eigentlich der Beförderung ekliger Gelüste der »befreienden«
ideologischen Schmutzes diente. Schöner, schneller, schmaler Roman.
(Thomas Wörtche)
3. Platz: D. B. Blettenberg: Murnaus Vermächtnis
(dumont)
Die
Leiche eines Afrikaners dümpelt im Schilf eines brandenburgischen Sees.
Ein Opfer der Jagd nach einem verschollenen Meisterwerk des deutschen
Filmregisseurs Friedrich Wilhelm Murnau, und es wird nicht das letzte
sein. Denn es geht um viel Geld, und das lockt alle Beteiligten auf
gefährliches Terrain in verzauberte Tropenwelten und an den Abgrund der
eigenen Seele.
So auch Victor Voss, der sich als Tourguide in Ghana durchschlägt.
Eines Tages nimmt ein angeblicher Schweizer seine Dienste in Anspruch.
Doch der Kunde ist weder Tourist noch Geschäftsmann, sondern
Handelsreisender in Sachen Tod. Er nennt sich Albin Grau, könnte aber
auch anders heißen. Denn er hat viel mit Murnaus Vampir und
Horrorgestalt Nosferatu gemein.
Zitat
Detlef B. Blettenberg hat mit »Murnaus Vermächtnis« ganz sicher den
komplexesten seiner elf Romane veröffentlicht. Er konstruiert darin ein
geschicktes Verwirrspiel zwischen Fiktion und Realität, wobei den einst
vielgereisten deutsche Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau ja
tatsächlich noch bis heute einige Geheimnisse umgeben. Und so
durchzieht die Suche der beiden Abenteurer Voss und Grau nach
verlorengegangenen Filmen Murnaus den Roman wie der berühmte rote
Faden. Dabei bietet das Buch eine interessante Fülle an Nebenhandlungen
und äußerst faszinierenden historischen Hintergründen.
(Christian Koch, Hammett)
Pressemitteilung zum Deutschen Krimi Preis 2011 als PDF
International
1. Platz: Don Winslow: Tage der Toten (The power of the dog) Deutsch von Chris Hirte (Suhrkamp)
Mit
großem Tatendrang hat sich der US-Drogenfahnder Art Keller daran
gemacht, in die Strukturen der mexikanischen Drogenmafia einzudringen –
mit Erfolg. So viel Erfolg, dass die Drogendepots reihenweise
auffliegen und die Narcotraficantes die Jagd auf ihn eröffnen. Nachdem
sein Mitarbeiter von den Gangstern zu Tode gefoltert wurde, schwört Art
Keller Rache und startet einen gnadenlosen, blutigen Feldzug gegen die
Drogenbarone. Zu spät bemerkt er, dass er sich damit neue Feinde macht
– und die sitzen in Washington.
Don Winslow erweist sich als großer Historiker der verborgenen
Geschichte der USA und ihrer imperialen Politik in Mittelamerika. Mit
wohl dosierter Personalisierung gelingt es ihm, die großen Linien der
Machtausübung – Einbettung des Drogenkriegs in die diversen Strategien
zur Domestizierung des mittelamerikanischen Hinterhofs,
Machterhaltungsstrategien von katholischer Kirche und mexikanischer
Oligarchie, Kalter Krieg – auf Menschenmaß zu bringen.
(Tobias Gohlis)
2. Platz: Josh Bazell: Schneller als der Tod (Beat the Reaper) Deutsch von Malte Krutzsch (S. Fischer)
Pietro
ist clever und smart und war Killer für die New Yorker Mafia. Er stieg
aus und glaubt sich sicher - er ist erstens im Zeugenschutzprogramm und
zweitens Arzt in einem Krankenhaus. Bis einer der alten Feinde
eingeliefert wird. Diagnose: Krebs im Endstadium. Wenn er stirbt, ist
Pietro geliefert. Die nächsten acht Stunden im Tollhaus der Klinik
werden zum atemlosen Wettkampf um sein Leben...
Eine unendlich schnell und unendlich witzig erzählte Geschichte. Wie
vom Seelendoktor verschrieben gegen Langweile und trübe Laune.
Manfred Sarrazin (Krimibuchhandlung ALIBI)
3. Platz: Dominique Manotti: Letzte Schicht (Lorraine Connection) Deutsch von Andrea Stephani (Argument)
Ein
Städtchen in Lothringen, ein Tal voller stillgelegter Eisenhütten. Hier
arbeitet Rolande Lepetit am Fließband einer Daewoo-Fabrik, die sich mit
EU-Zuschüssen knapp über Wasser hält. Doch die Unfälle häufen sich, die
Stimmung ist explosiv. Nach einem weiteren Zwischenfall geht die
Belegschaft auf die Barrikaden. Plötzlich steht das Werk in Flammen!
»Ein brillantes Buch. Manotti zieht alle Register des klassischen
Realismus, langsam werden die Sauereien vor unseren Augen ausgebreitet,
die Anzugträger nehmen sich, was sie kriegen können und lassen, wenn's
sein muss, ihre politischen Handlager im Regen stehen, und natürlich
zahlen die kleinen Leute für alles, manche mit ihrem Leben.«
(Günther Grosser, Berliner Zeitung)
Die Jury: Kritiker:
Volker Albers (Hamburger Abendblatt) / Andreas Ammer (ARD) / Jens Dirksen (Mediengruppe WAZ)
/ Joachim Dörr / Joachim Feldmann (Am Erker) / Tobias Gohlis (DIE ZEIT)
/ Günther Grosser (Berliner Zeitung) / Reinhard Jahn (Bochumer Krimi
Archiv) / Hermann Kling / Alf Mayer / Michaela
Pelz (krimi-forum.de) / Wilhelm Roth (epd) / Lars Schafft
(krimi-couch.de) / Jan Christian Schmidt (kaliber38.de) / Erhard Schütz
/ Sylvia Staude (Frankfurter Rundschau) / Willy Theobald (Financial
Times Deutschland) / Jürgen M. Thie / Bettina Thienhaus / Thomas Wörtche (CULTurMAG)
Krimi-Buchhandlungen:
Jutta Wilkesmann (Die Wendeltreppe, Frankfurt Main) / Manfred Sarrazin
(Alibi, Köln) / Christian Koch
(Hammett, Berlin) / Thomas Przybilka (Missing Link) / (Robert Schekulin
(Buchhandlung Am Schwarzen Kloster, Freiburg) / Juliane Hansen
(Under-Cover, Stuttgart) / Cornelia Hüppe-Binder (Miss Marple, Berlin)
/Hans W. Kohlmann (Whodunnit, Leipzig)
Der Deutsche Krimi Preis...
...ist der älteste deutsche
Krimipreis. Seit 1985 zeichnet eine Jury aus
Krimi-Kritikern, Literaturwissenschaftlern und Krimi-Buchhändlern
die besten Kriminalromane des Jahres aus.
Mit dem Deutschen Krimi Preis - vergeben in den Kategorien National und
International - werden jeweils drei Romane gewürdigt, die
"inhaltlich originell und literarisch gekonnt dem Genre neue Impulse
verleihen."
Der Deutsche Krimi Preis ist undotiert und wird - ungewöhnlich in
der Szene der Literaturpreise - in der Regel nicht öffentlich verliehen,
sondern lediglich der Öffentlichkeit bekannt gegeben.
Auf dieser Seite finden Sie neben einem Verzeichnis aller
ausgezeichneten Romane Informationen darüber, wer zur Jury gehört und wie die Teilnahmebedingungen
sind.
Außerdem können Sie sich über die Entstehung und
Geschichte des Preises informieren und etwas über die 119 besten
Krimis aller Zeiten erfahren, die von einer Jury ermittelt wurden.
Für alle Fragen, die nicht in der FAQ
zum Deutschen Krimi Preis beantwortet werden, gibt es die
Möglichkeit, diskret Kontakt mit dem
Organisator aufzunehmen.
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www.deutscher-krimipreis.de |
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