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Die
besten Krimis des Jahres
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2. Deutscher Krimi
Preis
1986
National
1. Platz: Peter Zeindler: Der
Zirkel
(Benziger)
Aus dem Zirkel des BND kann man nicht so einfach aussteigen. Auch
Konrad Sembritzki kann sich diesem Gesetz nicht entziehen. Er
gerät in einen Strudel von Kabalen und internationalen
Machenschaften, mit denen verschiedene Politische Gruppierungen ihre
Ziele zu erreichen suchen.
In
seiner Fortsetzung von Die Ringe des
Saturn erzählt Peter Zeindler noch dichter, noch
zügiger, noch spannender - und vor allem mit noch
größerem literarischem Bewusstsein.
(Reinhard Jahn)
2. Platz: Peter Schmidt:
Erfindergeist
(Rowohlt)
Wegen
verschiedener Pannen soll der Militärische Abschirmdienst (MAD)
dem Bundesnachrichtendienst (BND) unterstellt werden. Um das zu
verhindern, ersinnt der von seinem Auslandsposten abgezogene MAD-Agent
Känder eine Operation, die ein Ausbund an
Verwicklung und Rafinesse ist. Nur eines der süffisant
mitgeteilten
Details: als wichtigster Mitarbeiter für das Komplott wird der
Insasse
einer Irrenanstalt engagiert. Eine Geschichte voller Boshaftigkeiten
gegen die Bunkermentalität der Geheimdienste.
Peter Schmidt verfügt
über einen unerschöpflichen Einfallsreichtum und beherrscht
immer
suveräner die Technik, den Leser in seine Geschichte
hineinzustoßen,
deren Sinn und Ziel sich erst spät enthüllt. Er braucht keine
langatmigen Erklärungen, er muß nicht weitschweifig die
Biographie
seiner Figuren ausbreiten, um sie überhaupt konturieren zu
können - das
unterscheidet den Könner vom Dilettanten und gibt der Geschichte
einen
Rätselcharakter, der weit über die erzählte Handlung
hinausweist.
(Rudi Kost)
3. Platz: Klugmann/Mathews: Flieg, Adler
Kühn
Schwarzblau schimmert der Himmel in
dieser Novembernacht.
Ein Mann im Trenchcoat steht einsam vor leeren Bürohäusern.
Schüsse fallen. Scheiben klirren. Welches grausame Ziel verfolgt
der Schütze?
Die Belegschaft einer alternativen Tankstelle ist einem Millionencoup
auf der Spur. Kann der Mann im Trench helfen?
Zwei Schwarze auf dem Weg in das Centrum der Stadt. Ihr Gepäck,
ein Kanister mit zwei gekreuzten Bananen, birgt Gefahr.
Was steckt in dem unheimlichen Kanister?
3. Platz: Klugmann/Mathews:
Ein Kommissar für alle Fälle
(beide Rowohlt)
Am Anfang war der
Schrebergarten...
Direktor Hassengier wollte sich gerade unauffällig
entfernen, als plötzlich der alte Mann vor ihm stand. "Mit
mir nicht", brüllte er sofort los. "Nicht mit mir. Ich geh hier
nicht weg. Ich lebe hier seit über dreißig Jahren. Hier ist
meine Heimat. Hier will ich sterben, basta. Richten Sie sich danach."
Dem isr das ernst. "Mit den Beinen vorneweg", rief Rose. "Ich lasse
mich nicht vertreiben. Nicht mehr. Nicht noch einmal."
...jetzt tritt Claudia in Aktion.
Die rundum gelungenen Kriminal- und Kleinbürgerkomödien von
Norbert Klugmann und Peter Mathews sind in ihrer Art etwas vollkommen
Neues im deutschen Krimi, denn bisher war die ernsthafte Behandlung
aller Themen angesagt. Was sich da jetzt an burlesken Verwicklungen
alles auftut, liest sich sehr leicht und scheinbar locker
hingeschüttelt und nimmt dennoch bei aller Neigung zum slapstick
das Genre tödlich ernst.
(Reinhard Jahn)
International
1. Platz: Ross
Thomas: Mördermission
(Missionary
stew)
Deutsch von Wilm W. Elwenspoek
(Ullstein)
Missionary
Stew follows political fundraiser Draper Haere on a quest
to uncover the secret behind a right-wing coup in an unnamed Central
american country. Haere seeks the information in order to get dirt on
his boss's opponent in the 1984 US Presidential election. Haere's
pursuit of the truth repeatedly puts Haere's life in danger, as the
powers-that-be stop at nothing to keep the episode buried. Along the
way, Haere carries on an affair with the wife of his candidate and
enlists the aid of Morgan Citron, an almost-Pulitzer winning
journalist who has recently been released from an African prison where
the prisoners where fed human flesh--the titular missionary stew.
Together Citron and Haere face up against cocaine traffickers, Latin
American generals, corrupt US officials, and Citron's estranged,
tabloid-publisher mother.
Akribie
im Detail sorgt dafür, dass die Geschichten von Ross Thomas
gefüllt sind nicht nur mit Realität, sondern mit dem Duft und
dem Klima der Zeit und der jeweiligen Schauplätze. Man muss in
seinen Büchern nicht erst lange nach Jahreszahlen und datierbaren
Großereignissen suchen, ehe man weiß, wann sie spielen.
Meistens genügt es vollauf, ein paar Seiten zu schmökern.
(Jochen Schmidt)
2. Platz:
Len Deighton: Mexiko Poker
(Mexiko Set)
Deutsch von Hedda Pänke
(Ullstein)
Seit seine Frau Fiona zu den Russen übergelaufen ist, hat Bernard
Samson, der
eigenwillige Top-Mann des britischen Geheimdienstes, beim Intrigenspiel
in den eigenen Reihen um Karriere und Posten einen
äußerst schweren Stand. Zusammen mit seinem Intimfeind, Dick
Cruyer,
wird er von der Londoner Zentrale nach Mexico City beordert, weil dort
der KGB-Major Stinnes operiert und im Auftrag der Sowjets über
einen
dubiosen Geschäftsmann diverse Guerilla-Organisationen
Mittelamerikas
unterstützt.
Deightons Agenten bekämpfen sich weniger mit Taten als mit Worten:
doch haben diese Worte, sofern sie nur die richtige falsche Adresse
erreichen, dieselben mörderischen Wirkungen wie Pistolenkugeln.
Kaum ein Wort oder eine Handlung ist eindeutig. Das gesamte soziale
Klima, sämtliche Beziehungen, beruflich oder privat, sind von
Grund auf vergiftet. Das alte Muster des Genres, wonach dem
Bettgenossen am wenigstens zu trauen ist, wird von Deighton auf eine
bislang noch geheiligte Institution ausgedehnt. Der "Maulwurf", zeigt
sich, ist Samsons Ehefrau Fiona.
(Jochen Schmidt)
3. Platz:
Manuel Vasquez Montalban: Carvalho und der Mord im Zentralkomitee
(Asesinato
en el Comité
Centra)
Deutsch von Bernhard Straub
(Rowohlt)
In Spanien, genauer
in Madrid, herrscht der Ausnahmezustand, und es scheint, als wäre
die
noch junge Demokratie gefährdet. Gerüchte über
angebliche Putschversuche
erhitzen die Gemüter. Grund für diesen Aufruhr ist der Mord
an dem
Generalsekretär der KP Spaniens: Garrido, der während einer
ZK-Sitzung,
hinter geschlossenen Türen, mit einem gezielten Messerstich
ermordet
wurde..
Auch wenn man den Autor Vázquez Montalban auf keinen Fall mit
seinem
Detektivhelden gleichsetzen sollte, so tut man ihm doch gewiss kein
Unrecht, wenn man ihn als einen einstmals Linken bezeichnet, den der
Verlust seiner Illusionen zum liberalen Skeptiker gemacht hat. Für
einen Autor dieser Couleur, zumal wenn er nicht aus Madrid, sondern aus
Katalanien stammt, kam als Held einer Serie von
Krminalromanen in der Nach-Franco-Zeit ein Polizeidetektiv wohl kaum in
Frage; dazu hat sich die spanische Polizei durch das faschistische
Franco-Regime in rund dreißig Jahren allzu bereitwillig
korrumpieren
lassen. José "Pepe" Carvalho ist denn auch, gleichgültig,
ob die
spanische Realität einen Helden dieser Sorte zulassen würde,
konsequent
und entschieden als Privatdetektiv nach amerikanischem Vorbild angelegt.
(Jochen Schmidt)
Die
Jury:
Erhard
Schütz / Frank Göhre / Klaus Kamberger / Rudi Kost / Jochen
Vogt / Reinhard Jahn und Werner Puchalla (Bochumer Krimi Archiv)
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