DEUTSCHER KRIMI PREIS
Die Fakten
Die Preise
Preisträger 1995 - 1999
Die besten Krimis des Jahres
15. Deutscher Krimi Preis 1999

National


haas
prickel
kurt

1. Platz: Wolf Haas: Komm, süsser Tod
(Rowohlt)

Privatdetektiv Brenner hat die Migräneattacken bei unübersichtlichen Fällen satt: Er fängt in Wien bei den Rettungsfahrern des Roten Kreuzes an. Doch seine neuen Kollegen haben ein Problem: Der Samariterbund schnappt ihnen neuerdings die Verletzten von der Straße weg. Der Chef der Rotkreuzfamilie hat den Verdacht, daß die Konkurrenz den Rettungsfunk abhört, und schleust Brenner bei den Samaritern ein. Und das, während die Kollegen beim Roten Kreuz nach hinterhältigen Anschlägen immer öfter selbst den Rettungswagen brauchen.

2. Platz: Jörg Juretzka: Prickel
(Rotbuch)


Kristof Kryszinski ist ein abgefahrener Bursche. Ex-Junkie, immer blank, den horizontalen Genüssen nicht abgeneigt, aber dennoch ein trauriger Kerl. Er jagt geklauten Hunden, vom Lastwagen gefallenen Motoren und abgetauchten Zeugen im Ruhrgebiet hinterher, gerät dann aber an die ganz große Geschichte: Die schönste Anwältin des Reviers beauftragt gerade ihn, den schäbigsten aller Privatdetektive, im hoffnungslosesten Fall aller Fälle zu recherchieren. Er soll das »Sexmonster« Prickel entlasten, der nach einer Sauftour ein Mädchen ermordet haben soll und inzwischen in der Klapse sitzt. Zwischen Mülheimer Hinterhöfen und auf den Spuren einer obskuren Anstaltsleitung deckt Kryszinski ein ausgeklügeltes Mordkomplott auf...


3. Platz:
Kurt Lanthaler: Azzurro
(Haymon)
 

Der vierte Tschonnie-Tschenett-Roman bringt Licht in die dunkle Vergangenheit seines gleichnamigen ›Helden‹. Er beginnt 1977: Tschonnie Tschenett, Matrose an Bord eines Seitenfängers, der unter Grönland auf Fischfang geht, wird beschuldigt, einen Kollegen über Bord geworfen und damit umgebracht zu haben. Ein Mörder ist auch tatsächlich an Bord. Doch zwanzig Jahre müssen vergehen, bis sich der Amateurdetektiv für die damals erlittene Intrige rächen kann. 1997: Tschenett, infolge seiner Rachetat gerade aus einem Hamburger Knast entlassen, sehnt sich nach einem Klimawechsel. Nach diversen abenteuerlichen Erlebnissen am Brenner und in Italien landet er in Albanien, einem Land am Rande des Bürgerkriegs. Tschenett findet sich wieder inmitten von durchgeknallten Journalisten, windigen Abzockern und Strömen verzweifelter Flüchtlinge. Er erlebt, was es bedeutet, wenn ein Land auf der Einkaufsliste legaler wie illegaler Geschäftemacher steht.

Auch im deutschen Sprachraum können spannende Unterhaltung und gute Literatur eine Einheit bilden.
(Volker Albers / Hamburger Abendblatt)




International


oster
kurt
elmore

1. Platz: Jerry Oster: Sturz ins Dunkel
(Nightfall)
Deutsch von Jürgen Bürger und Robert Brack
(Rowohlt)

Chip Doyles Landung ist hart, und auch die 10 000 Dollar in seiner Hosentasche dämpfen nicht den Aufprall. Als Todesursache wird der freie Fall aus einem Hochhausapartment diagnostiziert. Dennoch interessiert sich für diesen Unfall nicht die New Yorker Polizei, sondern zunächst nur der Starkolumnist Tom Gilette. Ein längst verdrängter Vergewaltigungsprozeß und die infame Haltung der Medien lassen ihn zum Privatdetektiv wider Willen werden.

Der New Yorker Journalist Tom Gillette, ein Star seiner Zunft, wühlt ein bißchen in einer lange zurückliegenden Vergewaltigungsgeschichte, weil die Untersuchungen zum tödlichen Sturz eines Softwareunternehmers aus einem Hochhausapartment merkwürdige Parallelen zu der alten Geschichte zutage fördern. Was langsam aufgedeckt wird, ist sehr schmuddeliges Zeug, und das Buch sollte man für die Kinder nicht rumliegen lassen. Allerdings ist der Plot, wie immer bei Oster, beinahe Nebensache, fast - aber nur fast - verliert man das Interesse daran, weil das Beziehungsnetz aller Beteiligten, die New Yorker Neurosen, das ewige Changieren und Lavieren der Geschlechter ihm soviel mehr Spaß machen. Nach zwei Dritteln des Buches bekommt man daher das Gefühl, daß er die Geschichte jetzt bestimmt nicht mehr auf den rechten Pfad des Krimis zurückkriegt. Kriegt er aber doch.
(Günther Grosser)

2. Platz: Henning Mankell: Die fünfte Frau
(Den femte kvinnan)
Deutsch von Wolfgang Butt
(Zsolnay)

Diesmal hat Kurt Wallander eine Reihe besonders grausamer Morde aufzuklären. Einen alten Mann findet man in einer Pfahlgrube aufgespießt, einen anderen halb verhungert, beinahe nackt an einen Baum gebunden und erwürgt. Ein dritter wurde in einem mit Steinen beschwerten Sack in einem See ertränkt ... Der eine schrieb Gedichte und war Vogelliebhaber, der andere besaß einen Blumenladen und hatte sich auf Orchideen spezialisiert, der dritte war Forscher an der Universität. Warum verfolgt der Mörder harmlose Bürger mit so brutaler Gewalt? Wallander macht eine verstörende Entdeckung: Alle Opfer waren selbst rücksichtslose, brutale Männer, die Frauen körperlich und seelisch misshandelten.



3. Platz: Elmore Leonard: Zuckerschnute / Out of sight 
(Out of sight)
Deutsch von Jörn Ingwersen
(Goldmann)

In einem Kofferraum bahnt sich zwischen Gefängnisflüchtling Jack Foley und Deputy US Mashall Karen Sisco eine recht ungewöhnliche Liebesgeschichte an.

Leonards Zuckerschnute ist ein grandioses Alterswerk (Leonard ist Jahrgang 1925) über eine unmögliche Liebe zwischen dem Bankräuber Jack Foley und Karen Sisco, Deputy US-Marshal aus Florida. Natürlich kommt das wie immer bei Leonard als lakonischer Krimi daher, mit hingeschlenzten Dialogen,  ziselierten Charakteren und einer Geschichte zwischen Miami und Detroit, wie sie nur das Leben oder eben Elmore Leonard schreibt. Leonard hat seit langem begriffen, dass die Scheidelinie der amerikanischen Gesellschaft nicht mehr zwischen Gut und Böse sondern zwischen Dumm und Clever verläuft. Die Dummen müssen sterben, die Cleveren kommen mit einem blauen Auge davon und die, die sich für die Guten halten, wissen nicht mehr aus noch ein.
(Günther Grosser)





Die Jury:
Volker Albers (Hamburger Abendblatt) / Andreas Ammer (ARD) / Sönke Boldt (Badische Neueste Nachrichten) / Joachim Dörr / Günther Grosser / Heinz Jakubowski / Martina I. Kischke (Frankfurter Rundschau) / Hermann Kling / Manfred Sarrazin (Krimibuchhandlung "Alibi", Köln) / Claudia Denker Krimibuchhandlung "Hammett", Berlin / Jutta Wilkesmann (Krimibuchhandlung "Die Wendeltreppe", Frankfurt) /  Versandbuchhandlung Crime Express, Hagen / Alf Mayer / Gerhard Neumann / Wolfgang Platzeck (WAZ) / Thomas Przybilka / Wilhelm Roth (epd-film) / Erhard Schütz (Literaturwissenschaftler) / Willy Theobald /  Jürgen M. Thie /  Bettina Thienhaus (epd-film) / Karl Wegmann (taz) / Thomas Wörtche / Reinhard Jahn / Werner Puchalla


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