Kuhnert und Birkefeld:
Heide, Harz und Hackebeil
Wo lässt man Heide über Gräber wachsen?
Im mörderischen Niedersachsen!
Heide
und Harz – Niedersachsens einmalig schöne und beschauliche Naturparks
werden zu Schauplätzen finsterer und heimtückischer Gewalttaten, die
dem Wanderer die Haare zu Berge stehen lassen. Zwischen Schneverdingen
und Lüneburg, zwischen Goslar und Quedlinburg lauert das Verbrechen,
das 23 namhafte Krimiautoren zum Entsetzen der Touristenvereine an den
bekanntesten Orten inszeniert haben.
Mit dabei:
Karr & Wehner
Operation Quedlinburg
»Es ist wirklich wichtig!«
Ich seufzte. »Benno, natürlich ist es wichtig. Aber auch etwas … überraschend.«
Natürlich steckte er wieder mal in Schwierigkeiten. Und wenn er nicht
mein Bruder gewesen wäre, hätte ich keinen Finger gerührt.
Jetzt kurvte ich also müde durch Quedlinburg, auf der Suche nach Bennos
letzter Chance. Es war zwar schon halb zehn, aber die Nacht war kurz
gewesen.
Ich parkte den Van, den Benno sich für die Operation ausgeliehen hatte,
auf dem Platz vor dem Rathaus und baute mich mit meinem Schild neben
dem Wagen auf. »Führung - Unbekanntes Quedlinburg«
Um mich herum die einheimischen Frührentner auf morgendlicher
Schnäppchenjagd, in viel zu bunten Allwetterjacken, manche sogar noch
mit dem obligatorischen Dederonbeutel in der Hand. Die Sonne schien,
und die Wärme ließ mich noch müder werden. Ich gähnte zu Frank Schöbels
»Wie ein Stern«, den ein einbeiniger Straßenmusiker zum dritten Mal auf
seinem Schifferklavier spielte.
Ich überlegte, ob ich es riskieren konnte, kurz rüber ins Boulevard
Café zu gehen, um mir einen Doppelten Espresso zu genehmigen, als der
erste Bieter auftauchte.
»Können Sie mir sagen, ob wir Ostwind haben?«
»Bei Westwind hört man keinen Schuss«, erwiderte ich.
Der Typ war um die sechzig, seine wenigen Haaren waren raspelkurz
geschnitten. Die Falten seiner gebräunten Haut erinnerten an
ausgetrocknetes Fensterleder. Dazu trug er eine Brille mit Stahlrahmen
und einen Brilli im Ohr. Ich konnte ihn vom ersten Augenblick an nicht
leiden. Zuviel Sonnenbank, zu viele Karat.
Der zweite Bieter gesellte sich eine Viertelstunde später vor einem
Fachwerkhaus am Hoken zu uns, das prächtig renoviert zur
Touristenattraktion des Viertels aufgestiegen war. Ich hatte den Van
vorschriftswidrig direkt vor dem Haus abgestellt und wartete wieder mit
meinem Schild neben dem Wagen. Der Doppelte Espresso lag in Sichtweite,
ich konnte ihn riechen.
Ein Trolley ratterte über das Kopfsteinpflaster heran. Der Bieter war
eine Frau in meinem Alter, sehr elegant, schöne rote Haare, funkelnder
Blick aus blauen Augen, ein nettes Lächeln.
»Können Sie mir einen guten Friedhof empfehlen?«
Ich lächelte zurück: »Es reicht doch, wenn nur einer stirbt!«
Ich ließ die Seitentür des Van auflaufen. Rotköpfchen musterte Stahlbrille..
Die Geschichte dahinter...
...ist erst einmal ein Sprung in die deutsche Geschichte, ins Jahr 1975, als der Landesvorsitzende der Berliner CDU Peter Lorenz
von der »Bewegung 2, Juni« entführt und gegen die Freilassung von
fünf RAF-Terroristen wieder freigelassen wurde. Soweit bekannt wurde
kein Lösegeld bezahlt... aber können wir da sicher sein? Was wäre denn
gewesen, wenn... fragten wir uns... wenn die inzwischen bekannte
Stasi-RAF-Connection schon damals mitgemischt hätte und nach der
Entführung des Politikers auf einmal einige
Millionen Mark im Keller eines alten Hotels in Quedlinburg zwischen
Kidnappern, Stasi-Helfern und dem Entführungsopfer zu teilen gewesen
wären....
PS: Wem die Erkennungscodes der Besucher in der Leseprobe irgendwie bekannt vorkommen...
Cornelia Kuhnert und Richard Birkefeld
Heide, Harz und Hackebeil: Niedersachsens blutige Seite
Kurzkrimis zwischen Schafsköddeln und Harzer Roller
320 Seiten
Hillesheim:KBV, 2013
ISBN: 978-3-942446-77-8