Grafit-Verlag
Online ins Jenseits
Twitter mir das Lied vom Tod - Wenn
die ›Netiquette‹ versagt, das YouTube-Video bloßstellt, ein Hacker
seine Tastatur glühen lässt oder ein falscher Freund alles über einen
erfährt, dann ist man im Internetzeitalter angekommen. Namhafte
KrimiautorInnen sind online gegangen und haben die heimtückischsten
Cybermorde aufgespürt: Frank Bresching, Jürgen Ehlers, Roger M.
Fiedler, Christiane Geldmacher, Karr & Wehner, Krystyna Kuhn, Sunil
Mann, Jörg Marenski, Sabina Naber, Karl Olsberg, Roland Spranger,
Sebastian Stammsen, Sabine Thomas und Rainer Wittkamp
twitter-hashtag #online_ins_jenseits
mit dabei
Karr & Wehner
Operation LOLA
SYSTEMSTATUS: aktiv
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USERNAME … RUBEN
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»Ihnen ist klar, dass ich dieses Gespräch nicht führen muss?«
»Natürlich, deshalb bin ich Ihnen auch dankbar, dass …«
»Schon gut. Lassen Sie uns keine Zeit verlieren.«
»Sie können sich denken, worum es geht.«
»Sollte ich das?«
»Die Zusammenhänge drängen sich auf.«
»Tun sie das?«
»Gehen wir chronologisch vor!«
»Wie Sie wollen. Sie wissen, dass ich dieses Gespräch jederzeit abbrechen kann?«
»Da haben wir den Vorfall am 23. Juni vergangenen Jahres.
Polizeiführungsakademie Hiltrup, bei Münster. Gegen 23 Uhr wurde auf
dem Parkplatz der Einrichtung die neunzehnjährige Kantinenhilfe Sonja
Deviant von einem unbekannten Täter überfallen und getötet. Der Täter
schlug mit einem stumpfen Gegenstand auf sein Opfer ein, bis es das
Bewusstsein verlor. Anschließend zerschnitt er die Kleidung des Opfers
und ritzte mit einem scharfen Gegenstand in die Bauchdecke und die
Brüste einige …«
»Ich kenne die Berichte, sie liegen alle in der Datenbank vor. Gibt es
einen Grund, dass Sie das jetzt in allen Details vor mir ausbreiten?«
»Nun, es geht um ein paar Zusammenhänge.«
»Zusammenhänge? Mit oder zwischen was?«
»Zum Beispiel mit dem Fall aus Nürnberg. 23. November vergangenen
Jahres. Die dreiundzwanzigjährige Verwaltungsfachangestellte Rebecca
Bernhardt hatte Überstunden an ihrem Arbeitsplatz in der Bußgeldstelle
der Stadtverwaltung gemacht, um einige Terminsachen abzuarbeiten. Sie
verließ ihr Büro laut Arbeitszeiterfassung um 21:45 Uhr. Auf dem Weg zu
ihrem Wagen wurde sie von einem unbekannten Täter in einem Bereich der
städtischen Tiefgarage niedergeschlagen, der nicht von der
Videoüberwachung erfasst war. Der Täter entkleidete die bewusstlose
Frau und schnitt mit einem scharfen Gegenstand …«
»Ich bitte Sie!«
»… einige handtellergroße Stücke aus der Bauchdecke. Das Opfer
erstickte durch den Gefrierbeutel über ihrem Kopf. Die entnommenen
Fleischstücke nahm der Täter offenbar mit.«
»Und welche Zusammenhänge soll es da geben?«
»Sie sehen sie nicht?«
»Nicht direkt …«
Die Geschichte dahinter
Das Thema der Anthologie war breit gesteckt, und für das
Autoreteam Karr & Wehner wie maßgeschneidert: Wir waren schon
online, als das Telefonnetz noch von der Post betrieben wurde und es
strengstens verboten war, Computer mit einem Akustikkoppler ans Netz
anzuschließen. Oder Anrufbeantworter ohne die dafür vorgeschriebene
Verteilerdose zu betreiben. Und überhaupt... Inzwischen arbeiten wir zu
100 Prozent online - mit Dropbox, Google Drive und allen anderen
Annehmlichkeiten, die das Netz bietet.
Grafit-Verlag
Online ins Jenseits
189
Seiten
Dortmund: Grafit, 2014
ISBN-13: 978-3-89425-432-2